Die Digitalisierung wird von Politik und Wirtschaft als kritisch für die weitere Entwicklung Österreichs gesehen. Und bei all den Rückschlägen durch Lockdown und zerbröselten Lieferketten so hat die Coronakrise immerhin einen Digitalisierungsschub eingeleitet.

Das ist zumindest die vorherrschende Wahrnehmung. Doch gräbt man tiefer, bleibt vom angeblichen Boost wenig über. Das zeigt der Digitalisierungsmonitor den das Marktforschungsinstitut Marketmind zusammen mit der Beratungsgesellschaft Arthur D. Little und Drei erstellt hat. Seit 2017 wird dieser Index erstellt und der Verlauf zeigt: Die Digitalisierung hat sich nicht so stark beschleunigt, wie erwartet.

Kleine abgehängt

Vor allem kleine Unternehmen wurden abgehängt. In Zahlen gegossen haben 70 Prozent der Firmen mit mehr als 50 Mitarbeitern ihren Grad an Digitalisierung ausgebaut. Bei den Unternehmen unter neun Mitarbeitern liegt dieser Wert nur bei 34 Prozent. Dabei machen Kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) den überwiegenden Großteil von Österreichs Wirtschaft aus. "Es waren vor allem große Unternehmen und die Industrie, die hier investiert haben", sagt Drei-CEO Rudolf Schrefl. "Doch gelitten haben vor allem kleine Firmen. Denen fehlte oft einfach das Geld, in digitale Lösungen zu investieren."

Ein plakatives Beispiel sind Videokonferenzen. Während diese in großen Unternehmen inzwischen Standard sind, verwenden nur sechs bis acht Prozent der Kleinen und Kleinsten Unternehmen diese Methoden. In Summe wird Homeoffice nun in vier von zehn Unternehmen genutzt. Fast die Hälfte der Betriebe arbeitet auch nach Corona ohne Telefon-, Video- und Webkonferenzen und ohne Digitaler Signatur. Dadurch sei die Kluft zwischen großen und kleinen Betrieben durch die Coronakrise noch größer geworden, bedauert der Drei-Chef.

Mehr als Homeoffice

Warum unterscheiden sich die Ergebnisse so von der allgemeinen Wahrnehmung? Das erklärt Stefan Schiel von Marketmind. "Wir sehen uns nicht nur die Arbeitsplatz-Organisation an, sondern haben insgesamt 5 Einflussfaktoren, die betrachtet werden." Neben Homeoffice und Co. sind das die Qualität der IT-Infrastruktur, Gestaltung der Kundenbeziehung, Produkte und Dienstleistungen und die interne Organisation in Betrieben. Nach diesen Gesichtspunkten wurden 811 Unternehmen aus 19 Branchen untersucht.

Um auch die kleineren Unternehmen in Österreich digital Fit zu machen, brauche es vor alle drei Punkte, erklärt Karim Taga von Arthur D. Little: "Die Beratung bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten steht an erster Stelle. Danach kommt der Zugang zum Breitbandanschluss, vor allem am Land und schließlich noch die gesetzlichen Rahmenbedingungen." Hier hätten vor allem die strengeren Datenschutzvorschriften der DSGVO viele Unternehmen zurückgehalten.

Breitband-Ausbau

Um diese Herausforderungen zu lösen, brauche es nun die Zusammenarbeit der Telekom-Anbieter mit Infrastrukturausbau, des Staates mit Förderungen und großer Firmen aus Gewerbe und Industrie, die als Mentoren für KMU verstärkend wirken können.

Beim Ausbau des Breitbandes trage Drei bereits bei, betont Schrefl. "Drei hat sich bei der 5G-Versteigerung verpflichtet High-Speed-Internet in 700 Orte mit schlechter Versorgung zu bringen." Freilich spricht er hier von Mobilfunk. Eigene Glasfasernetze für Kunden baut Drei nur in besonderen Fällen. Bei Festnetzkunden greife man meist auf Infrastruktur von A1 zurück.