Ds ist nicht die Zeit für Einzelkämpfer, mehr denn je ist Zusammenarbeit und eine gemeinsame Kraftanstrengung gefragt.“ Dieser Befund von Martin Schaller, Generaldirektor der Raiffeisen-Landesbank, spiegelte sich auch bei der Präsentation der Jahresbilanz wider. Sie erfolgte gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Rainer Stelzer sowie den im Herbst in die Chefetage bestellten Vorständen Ariane Pfleger und Florian Stryeck. Das Jahr 2020 werde „jedenfalls in die Annalen der Wirtschaftsgeschichte“ eingehen, so Schaller. Mit Ausbruch der Pandemie hatten „Krisen- und Horrorszenarien“ Hochkonjunktur, „wir haben uns auf das Schlimmste vorbereitet“. Letztlich sei es weniger schlimm gekommen, „mittlerweile ist auch der Optimismus zurückgekehrt, es macht sich Zuversicht breit, die steirische Wirtschaft sudert nicht, sie rudert“, sagt Schaller.

Risikovorstand Stryeck verweist auf Detailanalysen zur Kreditqualität der steirischen Raiffeisen Bankengruppe, wonach 60 Prozent der Kundenkredite gar nicht und „nur 1,9 Prozent stark negativ“ von der Coronakrise betroffen seien. Entscheidend seien „regelmäßige und frühzeitige Gespräche mit den Kunden gewesen“, so Stryeck. Die vielfach befürchtete Pleitewelle „muss aus unserer Sicht nicht kommen, unsere Kunden haben sich gut angepasst“. Dass es mit Gastronomie, Hotellerie sowie der Event- und Kulturbranche auch stark betroffene Branchen gebe, wird nicht verhehlt. Bei Kreditverlängerungen sei man dennoch „nicht zögerlich, wir sind an nachhaltigen Kundenbeziehungen interessiert“, betont Stelzer.

„Wir sind sehr warm angezogen"

Die Jahresbilanz zeigt ein differenziertes Bild, das von einem guten operativen Geschäft, aber auch von belastenden Sondereffekten geprägt sei, so Schaller. Die Bilanzsumme konnte sowohl bei der RLB als auch bei der Raiffeisen Bankengruppe (48 steirische Raiffeisenbanken plus RLB) deutlich gesteigert werden. Das Vorsteuerergebnis der RLB (nach internationaler IFRS-Bilanzierung) lag 2020 bei 37,7 Millionen Euro, 2019 waren es 116,9 Millionen. Der deutliche Rückgang sei auf externe Faktoren wie Wertberichtigungen bei der RBI (rund 50 Millionen Euro) sowie „covidbedingte pauschale Risikovorsorgen“ im Ausmaß von 40 Millionen Euro zurückzuführen. Die gesamte Raiffeisen Bankengruppe ist (Bilanzierung nach UGB) auf ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von 171,5 Millionen Euro gekommen (2019: 250,9 Millionen), hier wirkte sich neben Risikovorsorgen auch die fehlende RBI-Dividende von rund 30 Millionen Euro aus, die aufgrund der dringenden EZB-Empfehlung für den gesamten Euro-Bankenraum nicht fließen konnte, was bei Schaller „als Eingriff in die Privatrechte der Bank“ kritisch gesehen wird. In Bezug auf die gebildeten Risikovorsorgen hält er schmunzelnd fest „Wir sind sehr warm angezogen, uns können auch die Eisheiligen nichts mehr anhaben.“

Ariane Pfleger, die im Vorstand den neuen Bereich Transformation verantwortet, betont hinsichtlich künftiger Herausforderungen: „Wir wollen dem raschen Wandel im Bankengeschäft Rechnung tragen und die gesamthafte Entwicklung vorantreiben.“ Sie nennt in diesem Zusammenhang u. a. Digitalisierung, Automatisierung, Nachhaltigkeit, neue Formen des Arbeitens und Diversität.