Gleich an drei Punkten macht Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung, die durchwegs positive Stimmung in der österreichischen Industrie fest: "Die dritte Welle ist überschritten, ab Mai gibt es erste Öffnungsschritte und die Weltwirtschaft wird so stark wachsen, wie seit 1973 nicht mehr, was sich positiv auf die heimische Export-Industrie auswirkt." Neumayer begrüßt in diesem Zusammenhang auch die Ausweitung der Investitionsprämie.

Einziger Wermutstropfen sei die Entwicklung der Rohstoffpreise. Egal, ob Eisen, Stahl oder Holz, überall steigen die Preise und das werde sich über kurz oder lang auch bei den Endverbraucher-Preisen niederschlagen und die Inflation anheben. Hier hofft IV-Chefökonom Christian Helmenstein auf ein rechtzeitiges Einschreiten der EZB, die ja die als Gegenmaßnahme die Anleihenkäufe zurückfahren könnte.

EU verliert weiter an Boden

Generell beurteilt der Volkswirt das Anziehen der Rohstoffpreise jedoch als ein Zeichen für eine kräftige Erholung. Allerdings gäbe es eine Teilung, sowohl bei den Sektoren als auch bei den Wirtschaftsblöcken. So werde gut die Hälfte des weltweiten Wirtschaftswachstums von den USA und China getragen. Im Wettbewerb verliere die EU weiter an Boden.

Schulden-Wachstum

Wobei Helmenstein durchaus einräumt, dass die Entwicklung in den USA vor allem auf die massiven Konjunkturpakete und damit die Ausweitung der Schulden zurückzuführen ist. Das Budgetdefizit der USA werde die Mehrausgaben der EU-Staaten heuer deutlich überschreiten. Doch von einer zusätzlichen Aufnahme von Schulden in der EU rät der Volkswirt ab, auch wenn das geringere Wachstumszahlen als die USA zur Folge hat. Denn bei den aktuellen Werten könne Österreich durch die Konjunkturerholung, die Inflation und die kalte Progression die Corona-Schulden bis 2030 ohne Steuererhöhungen oder Kürzungen im Sozialsystem abbauen.

Auch bei den Sektoren gibt es klare Unterschiede. Während die exportorientierte Industrie voll vom Aufschwung profitiere, leidet vor allem der Tourismus, und damit auch jene Bereiche, die hier anknüpfen, wie die Brauereien oder die gesamte Luftfahrt. Hier werde es wohl auch noch etwas länger Kurzarbeit geben, räumt IV-Generalsekretär Neumayer ein. Es werde auch mit den Sozialpartnern bereits über neue Modelle verhandelt.