Die Wirtschaftszweige, die bisher lockdownbedingt geschlossen sind, machen nun gemeinsam Druck, rasch wieder aufsperren zu dürfen.  Ziel sind erste Öffnungsschritte noch im März. Aktuelle negative Tests sollen Voraussetzung sein, um ins Wirtshaus oder Theater, ins Hotel oder Kino zu gehen. Außerdem verpflichten sich alle zu umfassenden Sicherheitskonzepten mit Abständen und Maskenpflicht. In einer großen Onlineveranstaltung stellen die Branchen heute Donnerstag ihre Konzepte vor.

WKÖ-Präsident Harald Mahrer forderte in seinem Eröffnungsstatement einen klaren Stufenplan für die nächsten Öffnungsschritte. "Was nicht geht, ist keine Perspektive", betonte er. Und WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf ergänzte: "Wir erwarten uns noch erste Öffnungsschritte im März, am besten am 15." Unterstützt wurden sie dabei von Public-Health-Experten Hans-Peter Hutter, der eine Öffnung unter den entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen befürwortete.

Experten-Runden

In der ersten Branchenrunde im "Öffnungs-Gipfel" in der Wirtschaftskammer in Wien waren die Hoteliers und ihre Branchenvertreter am Wort. Dabei gab es eine breite Unterstützung für die Maskenpflicht, auch ein Impfpass als Eintrittsbedingung in ein Hotel sei durchaus vorstellbar. "Die Gäste haben sich an vieles gewöhnt", so Fachverbandsobfrau Susanne Kraus-Winkler. Das Coronavirus sei "gekommen um zu bleiben". Ein düsteres Bild für die nächsten Jahre zeichnete Sacher-Chef Mathias Winkler. Erst in den Jahren 2024 oder 2025 werde die Hotellerie wieder Gewinne einfahren, die Investitionen erlauben.

Im zweiten Branchengespräch zur Gastronomie verteidigte Fachverbandsobmann Mario Pulker die ursprüngliche Ablehnung der Masken- und Testpflicht durch die Wirte. Hier habe es auch bei den Gästen ein Umdenken und eine neue Akzeptanz gegeben. Dass heute 2.391 Neuinfektionen in Österreich verzeichnet wurden, führten Branchenvertreter auch auf die hohe Testzahl und zurückliegende Öffnungsschritte, wie an den Schulen, zurück. "Kommt zu uns, bei uns seid ihr sicher", so Pulker.

Barbara vom gleichnamigen Wiener Restaurant wie auch Michael Kolm vom niederösterreichischen Restaurant Bärenhof orten durchaus Verständnis bei den Gästen für Eintrittsmaßnahmen. Und auch die Mitarbeiter würden die Sicherheitsmaßnahmen "mit Freuden annehmen", so Karin Rosenberger von der Donau Lodge Ybbs (NÖ). Die Gastronomen waren sich einig: Am 15. März muss aufgesperrt werden. "Mit ein bissl Gas geben" werde sich das schon ausgehen.

Die Reiseveranstalter wiederum haben heute geschlossen den Plan von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) begrüßt, sich für einen grünen Impfpass in der EU stark zu machen. "Wir können ohne offene Grenzen nicht existieren", so deren Fachverbandsobmann Gregor Kadanka. Lob für die staatliche Unterstützung bisher kam von Christof Papousek, Chef der Cineplexx-Kinos, diese sei "toll" gewesen.

Fitness-Center und Veranstalter

Besonders von der Coronapandemie betroffen zeigte sich Christian Hörl vom Fitnessanbieter myvita. Seine Branche sei sieben von zwölf Monaten zugesperrt gewesen - obwohl es nachweislich keinen einzigen Ansteckungsfall in den Fitnesscentern gegeben habe. Matthias Schiffer vom Tennisanbieter Europahalle meinte trocken: "Die Saison ist zerstört." Dramatische Worte fand heute auch Wolfgang Suitner von der Fachgruppe Freizeit- und Sportbetriebe: "Die Stimmung schwankt zwischen Frustration und Verzweiflung. Wir haben die volle wirtschaftliche Breitseite abbekommen."

Klare Worte fand auch Ewald Tatar von Barracuda Music ("Nova Rock"), der der Politik vorwarf, nicht genug Mut zu Entscheidungen zu haben. Man solle klar sagen, ab welcher Personenanzahl Konzerte im Freien möglich seien. "Es ist nix, diese Stille ist mittlerweile nervig", meinte er. Auf eine besondere Herausforderung wies Elisabeth Brandl vom Hochzeitsbetreuer Wedding Vienna hin: Es gebe auch einen ästhetischen Anspruch, der bei einer Braut mit Mundschutz leide.

Ohne Tests keine Öffnung

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) ließ im Vorfeld der Veranstaltung in einer Aussendung offen, wann die Branchen öffnen können - das will die Regierung am Montag nach Beratungen mit Experten, Opposition und Ländervertretern entscheiden. Gut sei aber, dass Gastro- und Hotellerievertreter nun auf aktuelle Tests setzen. "Für mich sind Eintrittstests eine Grundvoraussetzung dafür, weitere Öffnungsschritte zu ermöglichen, sobald das Infektionsgeschehen es zulässt", so Köstinger. Ohne Eintrittstests wären weitere Öffnungen "illusorisch".