Gesundheitsminister Roberto Speranza verlängerte am Sonntag das bestehende Wintersport-Verbot für Freizeitsportler in Italien bis zum 5. März. In ersten enttäuschten Reaktionen aus den Skigebieten hieß es, damit sei diese Saison vorbei. In Italien hatten die Skigebiete anders als in Österreich Ende 2020 gar nicht aufmachen dürfen.

Als Grund für die Kehrtwende nannte Speranza in seiner Anordnung erhöhte Risiken durch Virus-Mutanten, besonders die sogenannte britische Variante. Der Minister verwies auf eine in der vergangenen Woche vorgestellte Untersuchung seiner Experten, wonach geschätzt schon fast jede fünfte Corona-Infektion in Italien auf diese Erreger zurückzuführen sei.

Warnungen der Virologen

Kurz vor der Anweisung aus Rom waren die Warnungen der Virologen vor der Öffnung der Skigebiete wegen steigender Corona-Zahlen bekannt geworden. Die Experten des wissenschaftlichen Komitees CTS, das die Regierung berät, hätten dagegen votiert, berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Auch der Berater des Gesundheitsministeriums, Walter Ricciardi, halte das Anfahren der Lifte für "nicht vereinbar" mit den Corona-Zahlen, die sich zuletzt verschlechtert hatten.

Bei Seilbahn-Betreibern und anderen Unternehmen in den betroffenen Alpen-Zonen liefen die Vorbereitungen für die Öffnung seit längerem. Rom hatte vor einiger Zeit festgelegt, dass der Skibetrieb in den sogenannten Gelben Zonen des Landes, wo das Corona-Risiko als mäßig gilt, ab dem 15. Februar wieder losgehen darf. Gelb sind unter anderem die Lombardei, das Aosta-Tal und Venetien.

Allerdings hatte die Regierung am Samstag gewechselt. Speranza blieb zwar im Amt als Minister. Aber der bisherige Premier Giuseppe Conte wurde durch den Ex-Zentralbankchef Mario Draghi abgelöst.

Proteststurm der Liftbetreiber

In manchen Skigebieten brach schon nach den Berichten über die Expertenwarnungen ein Proteststurm der Liftbetreiber los. Marco Bussone, Präsident des Verbandes Uncem von Berggemeinden, sagte am Abend der Nachrichtenagentur: "Die Saison ist für viele Betreiber vorbei." Die Verluste seien dramatisch. Minister Speranza versprach der Branche Entschädigungen.

In sogenannten Roten und Orangen Zonen in Italien müssen die Lifte ohnehin weiter stillstehen. Dazu gehören Ligurien, das Trentino und Südtirol.

Drohung mit Klagen

Italienische Regionen und Berggebiete reagieren mit Empörung auf den Beschluss der Regierung, die am heutigen Montag geplante Öffnung der Skipisten zu stoppen. Die norditalienische Region Piemont prüft den Gang vor Gericht, um die Verordnung einzufrieren, mit der die Regierung den Start der Skisaison blockieren will.

Der lombardische Präsident Attilio Fontana sprach von einem "unannehmbaren Schlag" für einen Wirtschaftssektor, der kurz vor dem Neustart stand. "Dieses System der Regierungsbeschlüsse, die Woche für Woche ergriffen werden, ist für Betriebe und Bürger verheerend", protestierte Fontana. "Ich bin einfach sprachlos. Noch vor zehn Tagen hatte uns das wissenschaftliche Komitee versichert, dass man ab Montag wieder Ski fahren darf", beanstandete der Präsident der Region Piemont, Alberto Cirio.