Der coronabedingte Rückzug vieler Menschen in ihre eigenen vier Wände hat die Nachfrage nach Haushaltsgeräten steigen lassen. Miele profitierte von diesem Trend. Im vergangenen Jahr setzte die Miele-Gruppe weltweit 4,5 Milliarden Euro um, 6,5 Prozent mehr als 2019, wie der Premiumhersteller am Donnerstag mitteilte.

In Deutschland betrug das Umsatzplus sogar 8,8 Prozent auf 1,33 Milliarden Euro. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs um 2,3 Prozent auf knapp 21.000. Davon arbeiteten Ende 2020 gut 11.000 in Deutschland, etwa genauso viele wie ein Jahr zuvor. Zum Gewinn macht das Familienunternehmen traditionell keine Angaben.

Lieferprobleme

Mieles größtes Problem: die Produktion kann mit der Nachfrage kaum Schritt halten, es gebe teilweise wochenlange Wartezeiten für bestimmte Produkte. Im gewerblichen Bereich, der etwa 15 Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht, lief es für Miele mit einem Umsatzplus von 1,8 Prozent nicht ganz so herausragend. Vor allem bei Hotels und Gaststätten habe es eine deutliche Investitionszurückhaltung gegeben. Dagegen habe es bei Verkäufen an Kliniken zweistellige Zuwachsraten gegeben.

Der Umsatz von Miele Österreich stieg im Geschäftsjahr 2020 um rund acht Prozent auf 271 Millionen Euro. Die Miele Vertriebs- und Servicegesellschaft wuchs dabei um 9,6 Prozent auf 239,2 Millionen Euro, das Werk Bürmoos verzeichnete hingegen einen leichten Rückgang des Umsatzes von zwei Prozent auf 31,8 Millionen Euro.

Investition in die eigenen vier Wände

"Es war eine Achterbahnfahrt", sagte Sandra Kolleth, Geschäftsführerin von Miele Österreich, im Gespräch mit der APA zum abgelaufenen Geschäftsjahr. Nach einem guten Start sei der erste Lockdown gewesen, in dem der Handel geschlossen war. Dazu kam eine große Verunsicherung im Tourismus, einem wichtigen Abnehmer für die Professional-Produkte von Miele. Doch schon bald nach der Wiedereröffnung des Handels habe sich gezeigt, dass die Österreicher viel ins eigene Zuhause investierten. "Wir hatten deutlich stärkere Nachholeffekte als erwartet, das Geschäft hat sich schneller und kräftiger erholt als erwartet", berichtete Kolleth. Im Professional-Bereich waren zwar Gastronomie und Hotellerie als Kunden zurückhaltender, dafür gab es einen Zuwachs des Medizinsektors sowie bei Alten- und Pflegeheimen.

Drei Themen seien die Treiber bei der Investition in neue Haushaltsgeräte oder Zubehör- und Verbrauchsgüter gewesen, sagte die Managerin: alles rund um Hygiene, Convenience, um den Alltag möglichst einfach zu bewältigen, sowie Genuss und die neu entdeckte Leidenschaft für das Kochen. Im Hausgerätesegment sei Österreich die wachstumsstärkste Niederlassung von Miele weltweit gewesen, berichtete Kolleth. In der Miele Vertriebs- und Servicegesellschaft arbeiten 450 Personen.

Digitale Präsentationen

Das Miele Werk in Bürmoos im Salzburger Flachgau wurde in den vergangenen Jahren umstrukturiert, die Medizintechnik wurde zum Tochterunternehmen Steelco nach Italien verlagert. Seit 2018 seien 8 Millionen Euro in Bürmoos investiert worden, sagte Kolleth. Das Werk konzentriere sich nun auf Zuschnitt- und Umformtechnologie für Edelstahlbleche sowie auf hochwertige Oberflächentechnologie. Aus Bürmoos kommen auch Komponenten für ein neues Produkt, das Miele Mitte Februar auf den Markt bringt: ein mobiler Luftreiniger, der für den Einsatz in Betrieben und öffentlichen Einrichtungen konzipiert ist. Das Werk beschäftigt 200 Mitarbeiter, sie waren zwei Monate in Kurzarbeit. Danach sei die Arbeit wieder voll angelaufen, die Coronaschutzmaßnahmen seien dabei eine große Herausforderung gewesen. Auch die internationale Logistik sei nach wie vor schwierig, sagte Kolleth.

Weil Veranstaltungen in den Küchen von Miele durch Covid-19 schwierig sind, habe man Schulungen und Gerätepräsentationen auf digitale Formate umgestellt. Das werde gut angenommen, sagte die Miele-Österreich-Geschäftsführerin. Für 2021 stehen neben der Markteinführung des Luftreinigers weitere Projekte an. Im Rahmen einer Wachstumsstrategie will das Unternehmen neben dem Kerngeschäft auch in vielversprechende Start-ups investieren. So hat die Miele Gruppe 2020 die Agrilution GmbH übernommen, die sich mit Vertical Farming beschäftigt.