Dass die Coronakrise und ihre Begleiterscheinungen auch das Zahlungs- und Anlageverhalten der Steirer beeinflussen, ist nicht neu. Das Ausmaß ist aber bemerkenswert, wie nun Zahlen der Raiffeisen-Landesbank dokumentieren. Im Vorjahr wurde demnach um ein Fünftel weniger Bargeld an Bankomaten behoben. Umgerechnet wurde 2020 damit gut eine halbe Milliarde Euro weniger Bargeld abgehoben als noch im Jahr davor. Dafür sind Kartenzahlungen regelrecht explodiert. Waren es in der Zeit vor Corona im Schnitt noch unter 85.000 Zahlungen, die im Handel mit Raiffeisen-Bankomatkarten getätigt wurden, sind es seit Mai 2020 jeden Tag mehr als 100.000. Der klare Trend: Durch die Erhöhung des Kontaktlos-Limits ohne PIN-Eingabe (von 25 auf 50 Euro) hat der Anteil der kontaktlosen Zahlungen mit Karte oder Smartphone an Kassenterminals stark zugenommen – von 50 Prozent vor Corona auf nunmehr gut 70 Prozent. Ähnlich deutlich fallen auch die Entwicklungen bei Überweisungen aus: Pro Monat erfolgen durch Nutzer des Internetbanking-Portals ELBA schon mehr als zwei Millionen Überweisungen, 97 Prozent aller Zahlungsverkehrstransaktionen werden digital beauftragt.

So viel Geld auf Spar- und Girokonten wie noch nie

Da die Lockdowns die Konsummöglichkeiten stark einschränken und die Unsicherheiten aufgrund der Wirtschaftskrise ausgeprägt sind, ist die Sparquote mit rund zehn Prozent auf den höchsten Wert seit zehn Jahren geklettert. Mit 17 Milliarden Euro liegt – trotz historischer Zinsflaute – aktuell so viel Geld auf den Spar- und Girokonten steirischer Raiffeisen-Kunden wie überhaupt noch nie. Auch Wertpapiere sind stärker gefragt, 2020 wurden bei Raiffeisen Steiermark rund 5500 neue Depots eröffnet.

"Auch Mutinjektion für die heimische Wirtschaft"

Durch die neuerlich verlängerten Lockdowns werden auch Kredit-Stundungen für Firmenkunden wieder wichtiger. Laut RLB-Generaldirektor Martin Schaller betrage das Stundungsvolumen bei Raiffeisen Steiermark aktuell rund 110 Millionen Euro. Im Zusammenhang mit staatlichen Stundungen von Steuern und Abgaben plädiere er dafür, „dass diese behutsam und schrittweise zurückgefahren werden, damit die Unternehmen nicht schlagartig zu stark belastet werden“. Und wie fällt der wirtschaftliche Ausblick aus? Schaller rechnet „mit Nachzieheffekten, wenn die Lockdowns ihr Ende finden. Neben der Corona-Impfung braucht die heimische Wirtschaft auch eine Mutinjektion.“