Wenn Klaus Friedl in seinen Kalender blickt, stehen dort seit November bereits zahlreiche Stichtage, die eines gemeinsam haben: Sie haben allesamt nicht gehalten. Der WK-Obmann der steirischen Gastronomiebetriebe ist nun mit einer weiteren Verschiebung konfrontiert. Da der Regierungsplan für das Freitesten nicht aufgeht, können die heimischen Wirte nun erst am 25. Jänner öffnen, frühestens. „Es gab schon so viele in Aussicht gestellte Öffnungstermine, uns steht das schon bis oben“, so Friedl. Er sehe zwar ein, dass „die Infektionszahlen derzeit noch immer zu hoch sind, aber zumindest die Rahmenbedingungen für die Wiedereröffnung, von den Öffnungszeiten bis hin zu Abstandsregeln und den Umgang mit Kontaktpersonen in den Betrieben, hätte man längst klarlegen können“, so Friedl. Schließlich hänge „enorm viel daran, nicht zuletzt die Frage der Beschäftigung, für die Mitarbeiter sind die letzten Wochen und Monate ja auch ein stetiges Auf und Ab“. Vor dem Hintergrund hoher Fallzahlen verstehe er die Regierung, „es ist aber nicht fair, dass wir ständig zum Spielball werden“, so Friedl. „Viele sind skeptisch, ob nun der 25. Jänner hält.“

"Können uns auf diesen Termin auch nicht verlassen"

Ein Befund, der auch aus der steirischen Hotellerie zu vernehmen ist. „In Wirklichkeit können wir uns auf diesen Termin auch nicht verlassen, das hängt von den Infektionszahlen ab“, betont Alfred Grabner, Obmann der Fachgruppe Hotellerie und Eigentümer des Sporthotels Grabner in Kapfenberg. Es sei „unangenehm und teilweise ärgerlich, wenn man sich auf wenig bis nichts verlassen kann“, so Grabner. Zwar räumt auch er ein, dass die Infektionszahlen passen müssen, um eine Wiedereröffnung der Beherbergungsbetriebe zu ermöglichen, „aber für das Polit-Hickhack der vergangenen Tage und Wochen haben wir kein Verständnis“. Der Status quo sei jedenfalls „sehr unbefriedigend, weil wir als Branche gar nichts wissen, wir müssen auch unsere Gäste ständig vertrösten“. Zudem gebe es die Sorge, dass man den Gast „irgendwann verliert, weil ja auch nicht jeder nach Belieben seine Urlaube verschieben kann“.

"Staatliche Hilfen dürfen nicht versiegen"

Johann Spreitzhofer, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Steiermark, appelliert in Richtung Bundesregierung: „Die staatlichen Hilfen dürfen nicht versiegen.“ Insgesamt sei jede zusätzliche Lockdown-Woche „dramatisch für die Branche“. Aufgrund der Rahmenbedingungen und Kontrollen, die rund um das Freitesten für viele Betriebe notwendig geworden wären, „hätten wohl aber viele Unternehmen ohnehin noch nicht am 18. Jänner geöffnet“.

"Katastrophe für stationären Einzelhandel"

Von einer „Katastrophe“ für den stationären Einzelhandel spricht der steirische Handels-Obmann Gerhard Wohlmuth. „Der Jänner ist für uns traditionell sehr wichtig und entsprechend umsatzstark, pro Lockdown-Woche liegt der Verlust bei gut 600 Millionen Euro plus Umsatzsteuer“. Die nun getroffene Entscheidung müsse man zwar akzeptieren, „die Zahlen sinken leider nicht, wir werden aber auf entsprechende Entschädigungen pochen, denn hier gibt es noch offene Baustellen, die unbedingt rasch erledigt werden müssen“.