Wilhelm Rasinger, der Gründer des Interessensverbandes für Anleger (IVA), ist tot. Rasinger zeichnete sich seit Jahrzehnten als unermüdlicher Kämpfer für Minderheitsaktionäre und Anleger gegenüber Gesetzgeber, Mehrheitsaktionären und Vorständen, Aufsichtsräten und Abschlussprüfern aus. Seine Überzeugung war es, dass Anlegerinteressen nur dann wirkungsvoll durchgesetzt werden können, wenn sie gemeinsam vorgebracht werden.

Weg vom Sparbuch, hin zu Aktien

Der IVA gilt in Österreich heute als die wichtigste heimische Stimme für Anleger. Der Kapitalmarktexperte Rasinger hatte erheblichen Anteil am Wissen im Land um die Stärken und Schwächen des Börseplatzes Wien und die Aktienkultur im Land. Sein Ziel, die tendenziell Aktien-skeptischen Österreicher weg vom Sparbuch hin zu Aktien zu bewegen, erreichte er nur ansatzweise. Er zeigte sich stets als "begeisterter Fan der Wiener Börse“ und sei damit „gut gefahren, ohne ein Spekulant zu sein.“ In den tiefen Zinsen sah er den Grund dafür, dass sich viele Anleger vom Kapitalmarkt abgewendet haben.

Im Durchschnitt befindet sich nur noch rund ein Fünftel der Aktien in der Hand von Privatpersonen – den großen Überhang von 80 Prozent halten institutionelle Anleger wie Investmentfonds, Banken und Versicherungen. Rasinger plädierte dafür, seine Rechte als Kleinaktionär auch wahrzunehmen, denn wer diese nicht nutze, dem werden sie genommen.

Rasinger, der mit seinem stilvollen, sachlichen Auftreten zu überzeugen wusste, studierte Betriebswirtschaftslehre an der WU Wien und war Honorarprofessor für Betriebswirtschaftslehre an der TU Wien. Er begann seine berufliche Laufbahn 1977 als Unternehmensberater,  anschließend war er Prokurist bei der Allianz-Versicherung, Universitätslektor an der TU Wien, Geschäftsführer einer Unternehmensberatung und einer Liegenschaftsverwaltung. Seit 1999 (bis 2018) war er Vorsitzender des IVA und Lektor an der Fachhochschule Krems und am Technikum Wien.

Neben seiner Position als IVA-Präsident war Rasinger über die Jahre in einigen Aufsichtsräten heimischer Unternehmen tätig, unter anderem bei der s Immo, voestalpine, Wienerberger und Agrana. Laut Wirtschafts-Compass war er zuletzt noch bei der Erste Group im Aufsichtsrat.

Laut „Kurier“ hat der 72-jährige, fünffache Familienvater dieser Tage den Kampf gegen eine heimtückische Krankheit verloren.

"Tiefgreifende Expertise und unbestrittenes Know-how"

„Mit Wilhelm Rasinger ist eine große Persönlichkeit und ein herausragender Vertreter des Kapitalmarkts von uns gegangen", sagte ÖBAG-Vorstand Thomas Schmid in einer ersten Reaktion. "Durch sein langjähriges Engagement und seinen unermüdlichen Einsatz kämpfte er unerschrocken für die Rechte der Kleinanleger und eine Verbesserung der Aktionärskultur in Österreich."

Wilhelm Rasinger verkörperte einen durchsetzungsstarken Interessensvertreter, der den Kapitalmarkt in Österreich wesentlich mitprägte und sich stets für eine Weiterentwicklung der Aktionärsdemokratie eingesetzt hat."

Mit dem Ableben von Wilhelm Rasinger verliere Österreich eine wesentliche Stimme am österreichischen Kapitalmarkt, die durch tiefgreifende Expertise und unbestrittenes Know-how geprägt war. "Unser tiefes Mitgefühl und unsere Anteilnahme gelten in diesen schweren Stunden seiner Familie“, so ÖBAG-Vorstand Schmid.