Die Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung, Michaela Reiterer, steht noch hörbar unter Schock. „Auch ich war in der Innenstadt. Wien hat eine außergewöhnliche Situation zu verkraften.“ Für die von Corona getroffene Hotellerie der Bundeshauptstadt werde es infolge weiterer Stornierungen noch schwieriger, im Lockdown-Monat November eine 15-prozentige Grundauslastung zu schaffen, die ein Öffnen wenigstens für Berufsgäste erlaube.

„Wer aufsperrt, tut das nur aus Gästebindung. Den 80 Prozent Umsatzersatz stehen mit dem Weihnachtsgeld der Mitarbeiter Kosten gegenüber, die deutsche Hotels nicht haben“, rechnet Reiterer vor. „Für die Thermenhotels ist im November Hochsaison. Diese und die Ganzjahreshotellerie haben die Lebensmittellager bis zur Decke voll.“ Für alle Betriebe gehe es jetzt um Umsetzung, wie mit dem Kostenersatz Kurzarbeit abgeglichen werde.

Tauziehen bei Türkis-Grün

„Das Gesetz für den Lockdown gilt seit Dienstag null Uhr, aber wir haben nichts Schriftliches über den Umsatzersatz in der Hand. Wir wollen dem Staat beistehen und unsere Mitarbeiter halten, aber wir wollen wissen, wie“, drängt Tourismusspartenobmann Mario Pulka auf die Richtlinie.
Man arbeite auf Hochdruck, benötige aber noch Zeit, verlautet aus dem Finanzministerium, wo - überschattet vom Terrorangriff - Dienstag früh ein Call zum Umsatzersatz mit Finanzminister Gernot Blümel und Branchenvertretern stattfand. Pulka grollt über ein politisches Feilschen im Hintergrund: „Das Papier ist fertig, aber die Grünen stehen auf der Bremse. Man vergoldet uns nicht mit dem Zuschuss. Und man kann doch nicht einen Lockdown erlassen, wenn das Gesetz noch nicht in der Regierung akkordiert ist.“

Gastronomie: "Muss rasch gehen!"

„Ich glaube nur noch, was ich schriftlich auf dem Gesetzesblatt lesen kann“, macht der Gastronomie-Fachgruppenobmann der Steiermark, Klaus Friedl, dem Unmut der Wirtinnen und Wirte Luft. „Wir haben bisher nur Stundungen bekommen und zinsenlosen Kredit, das ist alles zurückzuzahlen.“ Für Friedl ist „klar, dass mit einem Umsatzersatz im November nicht zugleich ein Fixkostenersatz gewährt werden kann. Aber die Kurzarbeit muss so bleiben, wie sie ist, wir wollen unsere Mitarbeiter behalten.“

Dass dabei ein Zuverdienst durch Auskochen im Lockdown nicht abgezogen werden kann, steht für Friedl wie für den Kärntner Wirtesprecher Stefan Sternad fest: „Das Essen zu Abholen ist auch sozial wichtig für viele Menschen. Nach dem Wenigen, das im ersten Lockdown ausgezahlt wurde, sind 80 Prozent Umsatzersatz gut - wenn sie eingehalten werden. Und es muss einfach und rasch im November ausgezahlt werden. Im November hat die Gastronomie wenig Umsatz aber hohen Aufwand mit den doppelten Weihnachtslöhnen“, drängt Sternad.