Das Arbeitsmarktservice (AMS) stellt sich auf weitere Corona-Maßnahmen und einen damit verbundenen Anstieg der Arbeitslosen- und Kurzarbeitszahlen ein. "Wir bereiten uns organisatorisch vor", sagte AMS-Sprecherin Beate Sprenger zur APA. Wie stark die Zahlen steigen, hängt von möglichen Maßnahmen ab. Die Regierung will sich nach der gestrigen Ankündigung morgen dazu konkret äußern.

Es verdichten sich aber die Hinweise, dass es zu einem "Lockdown light" mit einer nächtlichen Ausgangsbeschränkung kommt und die Gastronomie den November mehr oder weniger abschreiben wird müssen.

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Auch das Arbeitsministerium bereitet sich auf die Auswirkungen der noch nicht öffentlich bekannten Corona-Maßnahmen vor. "Die gesundheitliche Entwicklung wird ausschlaggebend dafür sein, wie gut der Arbeitsmarkt durch den Winter kommt. Wir sind im ständigen Austausch mit unterschiedlichen Arbeitsmarktexpertinnen- und Experten", hieß es aus dem Arbeitsministerium auf APA-Anfrage. "Die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen hängt von unterschiedlichen Faktoren ab und es ist schwer, Prognosen zu treffen, bevor die konkreten Maßnahmen entschieden worden sind."

Zahlen waren im März und April auf Rekordhoch

Beim ersten Corona-Lockdown im März und April schossen die Arbeitslosenzahlen auf ein Rekordhoch seit 1945. Mitte April waren 588.000 Personen in Österreich ohne Job, ein Plus von 220.000 Betroffenen gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt. Von Mitte April bis September sanken die Arbeitslosenzahlen, seitdem steigen sie wieder. Zuletzt gab es 416.000 Arbeitslose und AMS-Schulungsteilnehmer, die Anzahl der krisenbedingten Arbeitslosen lag bei knapp unter 70.000.

IHS-Chef Martin Kocher schließt nicht aus, dass die Zahl der Arbeitslosen in Österreich heuer wieder auf über 500.000 steigt. "Wir werden in die Richtung kommen und möglicherweise knapp drüber", sagte der Ökonom gestern im Gespräch mit der APA. Auch wenn die Zahl hohe Symbolkraft habe, sei die Höhe weniger entscheidend als die Frage, ob die Arbeitslosigkeit temporär oder von längerer Dauer sei, so Kocher. Wenn sich die Arbeitslosigkeit verfestige - Stichwort Langzeitarbeitslose - habe das größere Folgen als eine kurzfristig hohe Arbeitslosenzahl.

Ende September 300.000 in Kurzarbeit

Der Höhepunkt bei der Corona-Kurzarbeit wurde im Mai mit 1,35 Millionen Personen erreicht. Ende September waren noch knapp 300.000 Personen in Kurzarbeit. Im Oktober veröffentliche das Arbeitsministerium wegen der einmonatigen Übergangsphase keine Kurzarbeitszahlen.

Von Anfang Oktober bis Ende März 2021 läuft die Phase 3 der Corona-Kurzarbeit. Der Rahmen an verrechenbaren Ausfallstunden liegt seitdem nun bei 20 Prozent bis maximal 70 Prozent (in Sonderfällen 90 Prozent) der Normalarbeitszeit vor Kurzarbeit. Für besonders betroffene Unternehmen - etwa in der Stadthotellerie, Luftfahrt oder Veranstaltungsbranche - kann eine höhere Reduktion der Arbeitszeit genehmigt werden. Dies muss das Unternehmen aber schriftlich begründen. Ob es zu Änderungen bei der Kurzarbeit wegen möglichen, neuen Corona-Maßnahmen komme, sei derzeit noch offen, hieß es aus Politik- und Gewerkschaftskreisen.

AMS stockt die Beschäftigten auf

Das AMS stockt derzeit aufgrund der Coronakrise die Zahl der Beschäftigten auf. Der Mitarbeiteraufbau ist aber noch nicht abgeschlossen. Sollten sich die Sozialpartner - wegen eines möglichen "Lockdown light" - auf Änderungen bei der Kurzarbeit einigen, dann kann das Arbeitsmarktservice dies auch rückwirkend abwickeln. Man brauche nur eine gewisse Vorlaufzeit, hieß es vom AMS.