So schnell, wie die Sozialpartner die Gehaltserhöhung von 1,5 Prozent für die 415.000 Handelsangestellten unter Dach und Fach gebracht haben, so blitzartig haben sich alle großen Lebensmittelketten gemeldet, auch die freiwillige Prämie von mindestens 150 Euro zahlen zu wollen. Laut Anita Palkovich, Chefverhandlerin der GPA-djp, darf jeder vierte Handelsmitarbeiter auf eine Prämie hoffen. In den Konzernzentralen von Spar, Rewe, Hofer und Lidl wird jetzt intensiv gerechnet. Wie schon bei den Corona-Prämien im Frühjahr werden Schlüssel ausgearbeitet, nach welchen Kriterien das Geld insbesondere entsprechend der Arbeitszeit aufgeteilt wird. In Summe geht es für die Unternehmen um Millionen. Zum Beispiel hatte Spar nach dem Lockdown drei Millionen Euro verteilt. „Geplant war, im Herbst einen zweiten Bonus auszuzahlen“, sagt Spar-Chef Gerhard Drexel. Für die Ausgestaltung des Dankeschöns habe man aber die Verhandlungen abwarten wollen.

Alle Lebensmittelhändler streuen ihren Mitarbeitern Rosen. So auch der Chef der Rewe International, Marcel Haraszti. Er attestiert ihnen unglaublichen Einsatz an vorderster Front. Wie viel die 40.000 Mitarbeiter bei den Ketten Billa, Merkur, Penny, Adeg und Bipa dafür als finanzielle Anerkennung bekommen, ist offen. Im Frühjahr hatte Rewe Prämien im niedrigen zweistelligen Millionenbereich ausgeschüttet.

„Deutlich mehr“ als 150 Euro will der Diskonter Hofer seinen rund 12.000 Mitarbeitern zahlen. „Eine Mehrarbeit in diesem Ausmaß mit derart großartigem Engagement zu meistern, ist nicht selbstverständlich,“ begründet das Hofer-Chef Horst Leitner. Bei Lidl dürften rund 5000 Mitarbeiter in den Genuss der Prämie kommen.
Wer Prämien trotz guter Zahlen verwehrt, soll laut Gewerkschafter Martin Müllauer „vor den Vorhang geholt werden“.

Von der Coronakrise eher profitiert haben auch Baumärkte, Möbel- und Sportartikelhändler. Von ihnen gibt es noch keine Reaktionen. Sport-2000-Chef Holger Schwarting gibt zu bedenken, dass die Wintersaison für Sportartikelhändler sehr hart werden könnte.
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will sieht in der Lohnerhöhung um 1,5 Prozent die „obere Kante des Möglichen“, Kleine kämpften ums Überleben. Will fordert jetzt von den Sozialpartnern für weitere Probleme Lösungen. So mache es wenig Sinn, Geschäfte in Shoppingcentern zum Öffnen bis 21 Uhr zu zwingen, wenn ab 19 Uhr nichts mehr los sei. Will: „Wir brauchen deshalb Kern- und Randzeiten.“

Nur um einen Monat auf den Jänner 2022 wurde der bereits 2017 fixierte „Kollektivvertrag neu“ mit höheren Einstiegsgehältern verschoben. Er erhöht Will zufolge die internen Kosten der Betriebe um sieben bis zehn Prozent.