Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) hat im Auftrag des Finanzministeriums außertourlich seine Mittelfrist-Prognose für 2020 bis 2024 aktualisiert. Es zeigt sich nun gegenüber der Juni-Prognose "ein leichter Silberstreif am Horizont". Die Aktualisierung dient als Input für die laufenden Verhandlungen des Bundesfinanzrahmens (2021 - 2024) und des Bundesbudgets 2021.

Der Rückgang des heurigen Bruttoinlandsprodukts (BIP) wird nunmehr (August) bei minus 6,8 Prozent gesehen (plus 0,2 Prozentpunkte gegenüber Juni), teilte das Wifo am Mittwoch gegenüber der APA mit. Auch der erwartete Rückgang der privaten Investitionen - im Besonderen der Bautätigkeit und der sonstigen Investitionen - und der Exporttätigkeit vor allem bei den Dienstleistungsexporten etwas geringer als noch im Juni erwartet.

Konsum legt zu

Für den Konsum wird aber ein stärkerer Rückgang fürs zweite Quartal und ein etwas kräftigerer Rebound im dritten und vierten Quartal unterstellt. Dadurch kommt es für das Jahr 2020 zu einer Revision der Konsumprognose auf minus 6 Prozent (minus 0,5 Prozentpunkte gegenüber Juni).

Für die Periode 2020 bis 2024 wird ein Wirtschaftswachstum von rund 0,6 Prozent pro Jahr erwartet (plus 0,1 Prozentpunkt gegenüber Juni). Für die Jahre 2021 bis 2024 sind es dann je plus 2,5 Prozent. Für diese Prognose darf es laut Wifo aber zu "keinen weiteren maßgeblichen Einschränkungen der Wirtschaftstätigkeit durch gesundheitspolitische Maßnahmen als Folge der COVID-19-Pandemie" kommen.

Höhere Inflation

Die etwas günstigere BIP-Einschätzung geht mit einer leichten Verbesserung der Beschäftigungsprognose auf minus 1,9 Prozent für 2020 einher (unselbstständige aktive Beschäftigung; gegenüber Juni plus 0,2 Prozentpunkte). Hier wurde die Revision vor allem auf Basis von Informationen zur bereits abgerechneten Inanspruchnahme der Kurzarbeit für die ersten Monate vorgenommen.

Sehr deutlich revidiert wurde die Inflationsprognose. Die Teuerung fällt demnach höher aus als erwartet. Für die Jahre 2020 und 2021 wird eine Inflationsrate von 1,3 bzw. 1,5 Prozent erwartet (gegenüber Juni plus 0,7 bzw. plus 0,6 Prozentpunkte). Für den Zeitraum 2020 bis 2024 wird ein durchschnittlicher jährlicher Preisanstieg von 1,6 Prozent vorausgesagt (gegenüber Juni plus 0,3 Prozentpunkte).

Die Revision der Beschäftigung und der Inflationsentwicklung wirken sich auch unmittelbar auf die Einschätzung der Entwicklung der nominellen Bruttolohn- und -gehaltssumme aus (inklusive Kurzarbeitsbeihilfe). Für 2020 wird ein Rückgang um 1 Prozent und für 2021 ein Anstieg um 3,2 Prozent erwartet (gegenüber Juni eine Revision von plus 0,8 bzw. plus 0,6 Prozentpunkten).

Das gesamtstaatliche Budgetdefizit prognostiziert das Wifo für 2020 und 2021 mit 10,5 bzw. 4,3 Prozent des nominellen BIP. Zum Ende des Prognosezeitraumes 2024 die gesamtstaatliche Verschuldung bei gut 81 Prozent des nominellen BIP erwartet (gegenüber Juni eine Verbesserung um 8 Prozentpunkte) - kommt es zu keiner Änderung des politischen Status quo von vor der Sommerpause, also etwa weiteren Coronahilfen.

Für die Einschätzung der Entwicklung der öffentlichen Haushalte lagen dem Wifo gegenüber Juni zusätzliche Details zur Ausgestaltung der Investitionsprämie, der vorzeitigen Abschreibungen und des steuerlichen Verlustrücktrags vor. Außerdem wurde die Erwartung der Entwicklung der langfristigen Zinssätze und damit des Zinsendienstes zurückgenommen.