Wer vorhat, am Wochenende an einem der Kärntner Seen Essen zu gehen, ist jetzt mit der Reservierung ziemlich sicher schon zu spät dran. Die Lokale sind zum Teil mehr als eine Woche im Voraus ausreserviert. Nur mit viel Glück lässt sich da und dort noch ein Tisch ergattern. "Die Gastronomie ist der absolute Gewinner in diesem Sommer. Und die Gäste, die jetzt da sind, sind außerordentlich gut konsumierende Gäste", sagt auch Christian Kresse, Chef der Kärnten Werbung.

Mehr als gut gebucht sind die Hotels rund um die Kärntner Seen. "Der Juli und August werden von den Zahlen her weit über den vergangenen Jahren liegen. Es muss ein kräftiges Plus sein", sagt Sigi Moerisch, Obmann der Sparte Hotellerie in der Wirtschaftskammer Kärnten, der selbst ein Hotel am Millstätter See führt. "Diese vielen Menschen, die zurzeit in Kärnten unterwegs sind – das erinnert an die 1980er Jahre, als die Zahl der Betten noch deutlich höher war", so Moerisch.

Und während die Stadthotellerie in Wien mit gähnender Leere konfrontiert ist, profitiert Klagenfurt von dem allgemeinen Gästestrom. "Wir haben den Vorteil der Nähe zum Wörthersee. Viele Stadthotels sind wie wir auch ausgebucht", sagt Andrea Biro-Unzeitig, die das Hotel Palais Porcia in Klagenfurt führt. Sie sei auch zuversichtlich, dass Kärnten in diesem Sommer von neuen Gästeschichten entdeckt werde, die zumindest zum Teil wiederkommen werden. So positiv der Juli und August aber zu beurteilen seien, in der Stadthotellerie sei das Minus vom Mai und Juni nicht mehr wettzumachen, so Biro-Unzeitig. Anders bei dem Haus, das sie in Pörtschach führt. Da werde man mit einem Plus aussteigen.

Vorsichtig optimistisch äußert sich auch Kärnten-Werber Kresse: "Der Sommer ist absolut noch nicht vorbei. Wir arbeiten derzeit von Woche zu Woche. Und das Damoklesschwert Corona-Virus hängt permanent über uns. Siehe jetzt die Entwicklung auch in Kroatien." Bisher habe Kärnten mit den geringen Infektionszahlen punkten können, und wenn die nächsten Wochen touristisch noch erfolgreich sein sollen, müsse das auch so bleiben, so Kresse. Äußerst positiv aus seiner Sicht ist eine Umfrage zu beurteilen, welche die Kärnten Werbung aktuell unter Gästen durchgeführt habe. Dabei sei herausgekommen, dass 36 Prozent neue Urlauber in Kärnten verweilen. Mehr als 95 Prozent hätten die Zufriedenheit mit "sehr hoch" angegeben.

Gut gebucht sind zum Großteil auch die Campingplätze in Kärnten – vor allem jene rund um die Seen, so Barbara Ertl vom Seecamping Berghof am Ossiacher See. "Die Hauptsaison war aber auch schon so immer gut. Was uns definitiv fehlt, ist die Vorsaison", sagt die Campingplatz-Betreiberin. Und dazu käme die Unsicherheit, was passiert, wenn ein Corona-Fall auftritt. Luftsprünge würde man wirtschaftlich gesehen nicht machen.

Wandern bommt in Kärnten, ebenso wie der Urlaub auf der Alm
Wandern bommt in Kärnten, ebenso wie der Urlaub auf der Alm © KK/Naturpark Dobratsch

Boom bei den Almhütten

Gewinner sind heuer jedenfalls jene, die Almhütten im Angebot haben. "Alleine die Onlineanfragen sind in dem Bereich um 25 Prozent gestiegen", sagt Edith Sabath-Kerschbaumer, Geschäftsführerin von "Urlaub am Bauernhof". "Für Familien und Kinder ist das eine gute Alternative. Die Leute wollen hinaus aus der Stadt und haben Sehnsucht nach Freiheit." Beim klassischen Urlaub am Bauernhof sei im Juli und bisher im August auch ein Plus zu verzeichnen. Gebucht werde allerdings häufig sehr kurzfristig. Und wie der Herbst sich entwickeln werde, sei noch ein Fragezeichen.

"September und Oktober werden noch entscheidend sein. Die Ausfälle von Mai und Juni können aber trotzdem nicht aufgeholt werden", sagt Kresse. Und der Touristiker blickt schon mit ein wenig Sorge in die Wintersaison sowie die Sommersaison 2021: "Wir können jedenfalls nicht davon ausgehen, dass nächstes Jahr wieder alles normal wird."