Die behördlich verfügten Shutdowns zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie haben auch bei Wienerberger eine ganze Reihe von Werken vorübergehend zum Stillstand gebracht. Trotz eines Nettoverlusts von 29,4 Millionen Euro in den ersten sechs Monaten ist CEO Heimo Scheuch für das Gesamtjahr 2020 zuversichtlich. "Wir haben die Krise sehr schnell bewältigt", sagte er am Mittwoch in einer Pressekonferenz.

Das erste Halbjahr sei für den weltgrößten Ziegelproduzenten mit über 200 Standorten weltweit "sehr schwierig mit Covid-19" gewesen, räumte Scheuch ein. Der Konzern musste während des Ausbruchs der Coronakrise das Verliefern von vielen Millionen Produkten und das Funktionieren der Wertschöpfungskette sicherstellen. Im Vorjahr hatte der Konzern in den ersten sechs Monaten noch einen Nettogewinn von 126,9 Millionen Euro erzielt.

Ergebnis eingebrochen

Heuer brach das operative Ergebnis (EBIT) im Jahresabstand um 89 Prozent von 181,5 auf 19,7 Millionen Euro ein. "Die letzten Monate waren natürlich geprägt von unvorhersehbaren Ereignissen, die wir alle vorher noch nie gekannt haben", betonte der Konzernchef.

"Natürlich hat die Krise im März begonnen - am meisten war es der April, der dadurch beeinträchtigt war", berichtete Scheuch und verwies auf einen Umsatzrückgang von 23 Prozent in dem Monat; im Mai habe das Minus dann 18 Prozent betragen. "Das war ein richtiger Rollercoaster", sagte Finanzvorstand Carlo Crosetto zur Achterbahnfahrt der Verkaufserlöse während der ersten Monate der Coronakrise. Der Markt sei, bedingt durch den Shutdown "stark rückgängig" gewesen. "Im Juni konnten wir erfreulicherweise wieder an allen Standorten produzieren", so Scheuch.

Neue Produkte

Im gesamten ersten Halbjahr gingen die Verkaufserlöse heuer gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres letztlich nur um 5 Prozent auf 1,64 Milliarden Euro zurück.

"Aus heutiger Sicht im August sehen wir nach den Entwicklungen des ersten Halbjahres und des Monats Juli, dass wir gestärkt aus dieser Krise hervorgehen - wir haben sehr stark an der Kostenstruktur gearbeitet und zusätzlich neue Produkte auf den Markt gebracht", sagte der Konzernchef. In der Produktion seien "fast 50 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr" eingespart worden. Das konzerninterne Sparprogramm "Fast Forward 2020" habe im ersten Halbjahr bereits 15 Millionen Euro gebracht, im Gesamtjahr sollen es nach heutiger Schätzung etwa 30 Millionen Euro werden - weitere "20 Millionen Euro könnten sich verzögern", ergänzte Crosetto.

Der Mitarbeiterstand war im ersten Halbjahr laut Scheuch "leicht rückläufig". Durch Schließungen bedingt sei es in einigen Ländern zu Kündigungen gekommen, in Summe seien davon etwa 400 Stellen betroffen gewesen. Konkret sind in der gesamten Gruppe laut Halbjahresbericht 4 Prozent der Arbeitsplätze weggefallen - der Personalstand verringerte sich von 16.963 auf 16.360 Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente) weltweit. "Das wird sich über das Jahr wieder einpendeln", meinte Scheuch. Kurzarbeit in Anspruch genommen habe Wienerberger zum Beispiel auch in England und Frankreich, "wo wir ja staatlich verordnet aus der Produktion gehen mussten". "Das war für die gesamte Belegschaft."

Ausblick leicht positiv

Unter der Annahme, dass die Entwicklung so weitergehe und dass es keinen zweiten Lockdown gebe, hob das Management den Ausblick für das Gesamtjahr 2020 wieder etwas an: Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll nun 480 bis 500 Millionen Euro erreichen, statt der zuletzt erwarteten 460 bis 480 Millionen Euro. Gegenüber 2019 (587,5 Millionen Euro) bedeutete dies einen Rückgang von rund 15 bis 18 Prozent. Bei der Bilanzpräsentation Ende Februar, also vor Ausbruch der Coronakrise, hatte Wienerberger für heuer noch ein bereinigtes EBITDA von 625 bis 645 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr 2019 wird trotz Corona und Kurzarbeit wie ursprünglich geplant von 50 auf 60 Cent je Aktie angehoben und im Herbst ausbezahlt, bekräftigten Scheuch und Crosetto heute bei der Präsentation der Halbjahresergebnisse für 2020. "Die Dividende haben wir auf Ende Oktober verschoben", so der Finanzvorstand. Insgesamt werden dem CFO zufolge etwa 67 Millionen Euro ausgeschüttet, das entspreche 20 Prozent des Free Cashflows.