"Es hat mehr als nur Wumms gemacht am Arbeitsmarkt, es war ein richtiger Einschlag", lautet das Fazit von AMS-Geschäftsführer Peter Wedenig nach Vorliegen der Halbjahresbilanz des Arbeitsmarktservice Kärnten. Für die Zukunft tun sich Fragezeichen auf: Wie werden sich Industrie und Gewerbe entwickeln? Bringen Konjunkturpakete mittelfristig einen Aufschwung?

Noch sind die Arbeitslosenzahlen in Kärnten leicht abnehmend. Dennoch waren diese Woche um 8437 Menschen mehr auf Jobsuche als vor einem Jahr, die Beschäftigung lag entsprechend um 8411 unter Vorjahresniveau. Mehr Frauen (Zunahme: +44,7 Prozent) als Männer (+34 Prozent) sind von der Krise am Jobmarkt getroffen. Aber schon ab Mitte September könnte die Arbeitslosen-Kurve wieder nach oben drehen. „Die Gefahr ist, dass Betriebe ihr Kernpersonal halten und Beschäftigte, die nicht dringend gebraucht werden, freisetzen.“ Die Kurzarbeit „in geänderter Form“ fortzuführen sei daher dringend notwendig: „Als Brückenfunktion bis Konjunkturprogramme schlagend werden“ und damit Betriebe so viel Fachpersonal wie nötig halten können.

Wedenig fürchtet, dass nach den Jugendlichen künftig verstärkt Ältere von Arbeitslosigkeit getroffen werden. Und dass zusätzlich zur Problemgruppe der Frauen auch in „traditionelle Männerberufen“ Jobs gestrichen werden und so noch mehr Personen in Langzeitarbeitslosigkeit rutschen könnten. „Um das zu verhindern, braucht es Alternativen“, so Wedenig. Zum einen den Ausbau von Qualifizierungsmaßnahmen, zum anderen Beschäftigungsprogramme, also den Aufbau eines zweiten Arbeitsmarktes für Menschen, die am ersten nicht (mehr) unterkommen.

Beschäftigung von 50 Langzeitarbeitslosen

Ein erster Ansatz sei die Beschäftigung von 50 langzeitarbeitslosen und älteren Personen im administrativen Bereich von Kärntner Schulen, startend im September. "Es muss gelingen, langfristige Kollateralschäden zu minimieren." Zentral sei es daher auch, Jugendlichen den Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. Auch hier gehe es ohne zweiten Arbeitsmarkt nicht. Die überbetrieblichen Ausbildungsplätze für Lehrlinge werden in Kärnten von 350 auf 450 erhöht. "Gelingt der Ersteinstieg in den Arbeitsmarkt nicht, sind die Folgen katastrophal“, warnt der AMS-Chef.

Fragezeichen Lehrstellenlücke

Wie groß die Lehrstellenlücke im Herbst tatsächlich sein wird, wisse er noch nicht. "Wenn die Betriebe mehr Lehrstellen anbieten als erwartet, fahren wir das Programm zurück. Wenn es weniger sind, müssen wir überlegen, weitere Plätze in überbetrieblichen Lehrwerkstätten dazuzunehmen." Vor allem Gewerbe und kleinere Betriebe sähen derzeit in der Lehrlingsausbildung keine Priorität, warnt Wedenig.
Das AMS selbst wolle Teile seines 72 Millionen Euro-Budgets von derzeit weniger gefragten Beschäftigungsprogrammen in Qualifizierungsmaßnahmen umschichten. "Damit wir es schaffen, das Heer der Arbeitslosen zurück in die Betriebe zu bekommen, ist Qualifizierung das Gebot der Stunde."