Die burgenländische Polizei hat im Bilanzskandal um die Mattersburger Commerzialbank ihre Präsenz im Bezirk Mattersburg erhöht. Die Wohnorte betroffener Personen sowie die Bankfilialen selbst würden derzeit verstärkt überwacht, teilte die Landespolizeidirektion Burgenland am Montag auf APA-Anfrage mit.

Die Filialen der Commerzialbank, die sich in Mattersburg, Hirm, Krensdorf, Draßburg, Zemendorf, Baumgarten, Schattendorf und Forchtenstein befinden, würden vor allem deshalb überwacht, weil in den kommenden Tagen aufgrund der Einlagensicherung mit einem vermehrten Andrang zu rechnen sei, betonte ein Polizeisprecher.

Fingierte Guthaben

In der Commerzialbank Mattersburg sollen die Malversationen weit länger als ein Jahrzehnt angedauert haben, dabei sollen Kredite und Einlagen fingiert worden sein. Laut "Standard" (Montag) soll das kleine Institut bei fünf Großbanken je 40 bis 65 Millionen Euro liegen gehabt haben, tatsächlich hätten die echten Einlagen einmal 300.000 und einmal 100.000 Euro betragen.

Bei angeblich 800 Millionen Euro Bilanzsumme im Jahr 2018 sollen die Einlagen bei Kreditinstituten wie berichtet in Summe 315 Millionen Euro betragen haben. Möglicherweise sei ein Drittel bis zur Hälfte der Bilanzsumme erfunden, die Überschuldung könne bei 400 bis 500 Millionen Euro liegen. Die "erfundenen" Einlagen bei anderen Instituten hätten das zentrale Hilfsmittel dargestellt, Saldenbestätigungen seien gefälscht worden - es gilt die Unschuldsvermutung. Der Aufsichtsrat habe nichts davon gewusst.

Gefälschte Bestätigungen

Solche Saldenbestätigungen müssten an sich vom Wirtschaftsprüfer bei den jeweiligen Banken selbst eingeholt werden, bei der Commerzialbank Mattersburg sei das anders gelaufen, heißt es in dem Bericht. Die Burgenländer hätten die meist gefakten Bestätigungen auf Briefpapier der jeweiligen Bank an den Wirtschaftsprüfer TPA geschickt, dort sage man, man habe stets korrekt gearbeitet. TPA prüft die Bilanzen seit 2006 und meinte vorige Woche, man sei Opfer, das "Vertrauen in die Korrektheit der zur Verfügung gestellten Unterlagen" sei missbraucht worden.

Zudem seien Kredite fingiert worden, um Zinseinnahmen zu suggerieren, so der "Standard". Bei existenten Krediten seien die Zinsen auf bis zu 20 Prozent hochgeschraubt worden. Es gebe den Verdacht, es seien Kredite an Kunden ungerechtfertigterweise (ohne Bonität) vergeben worden, die das Geld als Sponsoring dem Fußballclub SV Mattersburg weitergeleitet hätten. "Die Kunden gab und gibt es zwar tatsächlich, die Kredite in Millionenhöhe aber nicht", hatte am Wochenende dazu schon das "profil" geschrieben: "Einige dieser Phantomkredite waren obendrein mit bis zu 20 Prozent Effektivverzinsung versehen, wodurch das Zinsergebnis mehrerer Jahre geschönt worden sein dürfte."

Prüfer bekamen Hinweis

Aufgeflogen ist der Schwindel im Zuge einer turnusmäßigen "Vor-Ort-Prüfung" der Commerzialbank Mattersburg durch die Oesterreichische Nationalbank im Auftrag der Finanzmarktaufsicht (FMA). Die OeNB hat im März mit der Untersuchung begonnen, ehe der Lockdown den Prozess unterbrach. Erst kürzlich, im Juli, wurde die Prüfung wieder aufgenommen und hat Unglaubliches zutage gefördert.

Der Finanzaufsicht sei heuer im Wege ihrer "Whistleblower-Hotline" ein anonymer Hinweis auf Ungereimtheiten zugegangen. Laut "Standard" soll dieser im Februar auf seltsame Kredite aufmerksam gemacht haben.