Rechtzeitig vor dem Pfingstwochenende gehen in Österreich die Hoteltüren nach dem behördlich verfügten Corona-Shutdown wieder auf. Die Öffnung erfolgt in Wellen bis Ende Juni - heute sperrt nur etwa die Hälfte der rund 16.000 Betriebe auf. Die Juni-Auslastung ist derzeit nur halb so stark wie im Vorjahr. Aber es gibt eine Perspektive: Die Österreicher sind heuer beim Sommerurlaub patriotisch.

Selbst bei uneingeschränkten Reisemöglichkeiten in Europa würden 40 Prozent ihren Urlaub in Österreich buchen, knapp 22 Prozent einen in Österreich und einen im europäischen Ausland und nur 16 Prozent ausschließlich im Ausland, so der Stand einer aktuellen Erhebung des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) und der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV). Die Online-Umfrage ist derzeit noch im Feld - bisher liegen rund 1.000 Rückmeldungen vor.

Bedenken bei Rückreise

Von jenen, die selbst bei offenen europäischen Grenzen in Österreich bleiben würden, haben 38 Prozent Bedenken betreffend Rückreise im Falle einer Corona-Ansteckung oder Quarantäne; 30 Prozent haben Bedenken wegen der Gesundheitsversorgung im Ausland. "Da wirken auch die Bilder zu den überlasteten Spitälern in Italien und Spanien nach, die durch alle Medien gingen", meinte Wifo-Tourismusexperte Oliver Fritz im Gespräch mit der APA.

"Generell traut man Österreich die besseren Hygienestandards zu - plus die Möglichkeit, schnell und einfach wieder nach Hause zu kommen", so der Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Markus Gratzer. 11 Prozent gaben sonstige Gründe als Motiv für den Urlaub im eigenen Land an - mit freien Antworten wie "Ich will Österreich unterstützen" oder "die heimische Wirtschaft stärken" oder "Österreich entdecken".

Die Reiselust sei trotz Coronakrise eindeutig vorhanden. "Da spielt sicher eine Rolle, dass die Leute eine Zeit lang eingesperrt waren - es scheint die Lust trotz Unsicherheit zu überwiegen", resümierte Fritz. "Zum derzeitigen Zeitpunkt hat sich die Unsicherheit ein bisschen verringert - die Grenzöffnungen sind ganz stark in Diskussion", stellte er fest.

Wenig Nicht-Urlauber

Der angegebene Anteil der In-Österreich-Urlauber sei "sogar die Untergrenze", da die Befragten im Kopf davon ausgehen sollten, in Europa überallhin reisen zu können, vermerkte Gratzer. 13 Prozent gaben an, keinen Urlaub zur machen - "ein relativ geringer Wert im Normalbereich", wie der Branchensprecher der Qualitätshotellerie anmerkte. 8,5 Prozent sind noch unsicher, ob sie was buchen werden. Knapp 17 Prozent gaben "finanzielle Gründe" für das Nicht-Reisen an.

Die tatsächliche weitere Buchungsentwicklung in den Beherbergungsbetrieben hänge jetzt von den Grenzöffnungen ab - "für die Sommersaison und Pfingsten ist der Zeitpunkt für die Hotelöffnungen ganz gut gewählt", so der Hotelierssprecher.

"Anfang April hätte ich mir nicht gedacht, dass wir Ende Mai aufmachen können und vor zehn Tagen, zwei Wochen hätte sich niemand gedacht, dass wir im Juli und August große Veranstaltungen erleben dürfen", merkte Fritz rückblickend an.

Dass Veranstaltungen, auch größere, mit bis zu 100 Personen nun wieder erlaubt seien und auch die Kinos aufsperren dürften, sei für viele Hotels, die genau darauf ausgelegt seien, aber auch für den Städtetourismus wichtig. "Die Städte leben ja unglaublich vom kulturellen Angebot - für die ist das eine sehr gute Nachricht", betonte der Wifo-Experte.

Wie viele Hotels und Pensionen die Coronakrise überleben, wird sich laut ÖHV "in den nächsten Monaten zeigen". "Das hängt auch davon ab, wie die Nachfrageentwicklung über den Sommer und im Winter ist", erklärte Gratzer.