Höhere Temperaturen und immer mehr extreme Wetterereignisse fordern einen immer größeren Tribut von den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf). Das klassische Holzgeschäft leidet – und zwar massiv. Die Coronakrise verschärft die Absatzprobleme angesichts der enormen Schadholzmengen in Österreich und seinen Nachbarländern zusätzlich.

„Wir sind in der Doppelmühle“, so Bundesforste-Vorstand Rudolf Freidhager. „Die Industrie kann die Holzmengen nicht mehr abnehmen.“
Ohne die über 20 Jahre vorangetriebene Entwicklung neuer Geschäftsfelder stünde das Unternehmen wohl wie ein dürrer Weihnachtsbaum ohne Nadeln da: Das Kerngeschäft Holz brachte im Vorjahr nicht nur keinen Ertrag mehr, sondern ist rein finanziell gesehen ein dramatisch schlechtes Geschäft geworden. Erstmals brachte es einen Verlust in Höhe von 16 Millionen Euro.

Keine Corona-Hilfen

Nur durch die Erfolge in den Sparten erneuerbare Energien, Immobilien und Dienstleistungen blieben dem Unternehmen unter dem Strich 13 Millionen Euro Gewinn. Die Bereiche werden ausgebaut. So wird etwa der Windpark Pretul um vier auf 18 Räder erweitert. Kosten: 20 Millionen Euro.

Der Bund als ÖBf-Eigentümer wird für 2019 auf eine Dividende verzichten, berichtet Finanzchef Georg Schöppl. „Wir brauchen aber keine Corona-Hilfen“, betont Freidhager.

42 Millionen Euro Klimaschäden

Die Kosten, die die Bundesforste klar dem Klimawandel zurechnen, sind mit inzwischen 42 Millionen Euro enorm, „also fast ein Viertel der gesamten Betriebsleistung von 222 Millionen Euro“, verdeutlicht Schöppl das Problem. Schon im Vorjahr hatte es einen Negativrekord bei den Klimaschäden gegeben, allerdings in Höhe von 23 Millionen Euro. Die Bundesforste seien nur noch mit Rundumverteidigung statt normaler Waldbewirtschaftung beschäftigt, erklärt Freidhager. Es gebe keine Perspektive, dass es besser werde. Schöppl rechnet 2020 entsprechend mit einer Ergebnisverschlechterung.

In einem normalen Jahr lagern die Bundesforste zwischen 100.000 und 140.000 Festmeter Schadholz. Zuletzt waren es 450.000 Festmeter, die vor allem durch Schneebruch angefallen sind. „Im schlimmsten Fall kann sich das heuer sogar massiv auf 900.000 Festmeter erhöhen“, warnt Freidhager. „Im Waldviertel stirbt die Fichte schneller, als wir mit dem Harvester, der Erntemaschine, das Holz aufarbeiten können.“

Preise rutschen

Er hält den Blick in den Norden Österreichs für elementar: „Das Waldviertel ist unser Schaufenster, was nördlich von uns los ist, bis zur Ostsee, sogar bis nach Nordrhein-Westfalen.“ 120 Millionen Festmeter Holz lasten auf den Märkten Tschechien, Deutschland, Schweiz, Italien und Österreich. Die Preise rutschen, liegen bei 59 Euro pro Festmeter, 79 Euro waren es 2014.

Bis zu einer Klimaerwärmung von zwei Grad haben die Bundesforste Konzepte. 100 Millionen Euro investieren sie bis 2025. Der ÖBf-Vorstand appelliert eindringlich, die Pariser Klimaziele umzusetzen. Sonst gebe es bald keinen Wald mehr. Freidhager: „Es wird keine Impfung gegen den Klimawandel geben.“