Die gute Nachricht: Noch ist keine der mehr als 180 (von insgesamt 300) zum steirischen Autocluster gehörenden Firmen, die in und für die Autoindustrie arbeiten, gestrauchelt.

Die schlechte Nachricht: Die Steiermark hängt am Tropf der Autoindustrie, das macht sie im internationalen Kontext so verletzlich. 50.000 Arbeitsplätze hängen an der Branche, das Geschäft ist stark exportgetrieben – und derzeit höchst unsicher.

Mögliche Spätfolgen

Niemand weiß, wie es tatsächlich weitergeht, Experten gehen von „Spätfolgen“ im dritten und vierten Quartal aus. Wenn die jetzigen Aufträge abgearbeitet sind und neue Aufträge gebraucht werden.

Erste Rückschlüsse lässt das wieder angelaufene Geschäft in China zu. Man stellt Einbußen von mindestens zehn Prozent fest – in Europa, wo man seit Jahren von Überkapazitäten redet, wird es nicht dabei bleiben.

Stichwörter für die neue Realität der Branche könnten Kapazitätsanpassung und noch längere Kurzarbeit sein.

Komplexe Vernetzung

Wie komplex das Zulieferergeschäft geworden ist, zeigt die internationale Vernetzung in der Produktion des Mercedes G, die angelaufen ist. Über 100 internationale Zulieferer arbeiten für und mit Magna.

Auf der anderen Seite befindet sich Magna laufend in Verhandlungen mit den Herstellern (zuletzt Skoda, Mercedes), um Folgeaufträge zu lukrieren, weil es in Krisenzeiten logisch ist, dass BMW und Jaguar-Land-Rover zuerst ihre eigenen Standorte auslasten wollen. Erst wenn das internationale Auto-Verkaufsgeschäft anspringt, hat Magna wieder bessere Karten.

Massive Vorleistung

Dazu kommt, dass Firmen wie AVL massive finanzielle Vorleistungen getätigt haben: Man hat europaweit den größten Brennstoffzellen-Prüfstand aufgebaut, dazu Hightech-Batterieprüfstände für Lkw etc. Um das zu refinanzieren, muss das Geschäft brummen.

So geht es den Betrieben

Manfred Kainz ist mit TCM (Werkzeugbau, Prozesslösungen) von Stainz aus international in der Autoindustrie tätig. Er erzählt von Straßburg, Luxemburg, Landshut, wo Maschinen teils stillstehen oder Teile fehlen. Sein positiver Ansatz: „Wir fahren die Autoindustrie wieder hoch und die Steiermark wird mitspielen. Ich selber habe gerade den größten steirischen Projektauftrag von einem steirischen Zulieferer erhalten. Wir müssen aufzeigen, was funktioniert, die Menschen brauchen ja auch Hoffnung. Ich habe für die Neuaufstellung ein gutes Gefühl. Ich hoffe aber auch, dass nicht zu viel zerstört wurde. Nach den drei Monaten Kurzarbeit werden wir weitersehen.“

Gerold Grill von SVI Austria (Auftragsfertigung elektronischer Baugruppen etc.) berichtet: „Wir haben eine gute Buchungslage, als einer der wenigen Betriebe keine Kurzarbeit. Weil wir nicht nur im Automotive-Bereich tätig sind, sondern auch in der Medizintechnik. Aber es ist schwierig vorherzusagen, wie es weitergeht.“

Trockene Analyse

Walter Moser von AT&S (Hightech-Komponenten, Leiterplatten) analysiert trocken: „Es ist derzeit intransparent und überraschend ruhig. Wir sind etwa in China und Österreich im Betrieb, Schwierigkeiten gibt es in Indien. Viele sind jetzt in der Analysephase, das wird dauern, bis sich die Mengenänderungen auf die Branche auswirken werden.“ Moser spricht davon, dass in Zeiten des Lockdowns Auto-Genusskäufe weniger werden. „Das wird eine Auswirkung auf die Autoindustrie haben. Dazu hat es hier schon Unsicherheiten gegeben, etwa was den Antrieb betrifft.“

AC-Styria-Geschäftsführerin Christa Zengerer will Mut machen. „Unsere Betriebe sind das Rückgrat der Wirtschaft! Deren Leistung kann nicht genug gewürdigt werden.“

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