Alle Jahre im Frühling analysiert das Maklernetzwerk Re/Max die Wohnungspreise des vergangenen Jahres. Auch heuer arbeiteten sich die Fachleute durch das Grundbuch – doch ist der Blick zurück in Tagen wie diesen, um im Jargon zu bleiben, nur die halbe Miete. Die drängendere Frage ist, wie es weitergeht.

Was macht die Krise mit Angebot, Nachfrage und den Preisen für Wohnungen und Häuser? Fallen sie, wie schon die Deutsche Bank die Lage einschätzte? Re/Max gab die Frage an die Branche weiter, das Fazit von 560 Experten aus ganz Österreich lautet: „Die Preisdynamik der vergangenen Jahre wird sich in den kommenden Monaten deutlich einbremsen.“

Zwischen 2,1 und 3,7 Prozent Rückgang

Wobei „deutlich“ sehr relativ ist, wie die Erwartungen zeigen. Eigentumswohnungen in Zentrumslagen dürften um 2,1 Prozent günstiger werden, jene am Stadtrand um 2,8 Prozent, auf dem Land um 3,7 Prozent. Auch die Preise für Baugrundstücke und Häuser sollten leicht zurückgehen, während Ferienimmobilien zumindest nicht teurer werden dürften.

Die Erklärung liegt nahe. Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit sind durch die Krise sprunghaft gestiegen, private Haushalte haben geringere Budgets – vor allem aber weniger Sicherheit. Dass eine solche Situation die Nachfrage drückt, wirkte sich auf den Immobilienmarkt unmittelbar aus, wie Re/Max-Chef Bernhard Reikersdorfer erklärt: „In den ersten beiden Wochen nach Beginn der Krise war eine Schockstarre zu spüren, die Nachfrage nach Wohnungen ging deutlich zurück. Mittlerweile hat sich die Situation aber wieder gebessert.“

Reikersdorfer geht davon aus, „dass nach Ende der schwierigen Situation das Angebot an Wohnungen steigen, die Nachfrage aber nicht so schnell das hohe Niveau der vergangenen Jahre erreichen wird.“ Dies werde in vielen Regionen vermutlich fallende Preise zur Folge haben.

"Betongold"

Noch vorsichtig mit einer klaren Tendenz ist Gerald Gollenz, Obmann der Fachgruppe in der steirischen Wirtschaftskammer. „Das Interesse ist nach wie vor da, derzeit sind Besichtigungen jedoch nicht möglich. Das wird sich nach Ostern hoffentlich bald ändern“, sagt er. „Anleger äußern vermehrt den Wunsch nach einem Kauf“, so Gollenz, ein Trend, der an die Jahre nach der Finanzkrise ab 2008 erinnert. Das „Betongold“ legte im Preis seither massiv zu.

Ein Sinken der Nachfrage erwartet Gollenz aber bei Wohnungen, die man selbst nutzen will. „Aus Vorsicht wird es hier ein Zuwarten geben. Es hängt auch von der Situation auf dem Kreditmarkt ab. Die Zinsen bleiben ja günstig.“ Für die Steiermark rechnet Gollenz insgesamt nicht mit großen Veränderungen, „da das Preisniveau relativ vernünftig ist“.

2019 Rückgang bei Wohnungskäufen

Hier zeigen sich – damit zum Blick zurück – spannende Entwicklungen. In der Steiermark wurden 2019 deutlich weniger Wohnungen verkauft (7524 Einheiten, minus 7,9 Prozent) als im Rekordjahr 2018.

Der Rückgang ist vor allem in Graz zu spüren gewesen, wo jede zweite Transaktion vonstattenging. Die Preise stiegen dennoch – der typische steirische Wohnungs-Durchschnittspreis war mit 150.457 Euro um 4,3 Prozent höher als 2018. Im Fünfjahresvergleich kletterten die Preise um 23,9, in zehn Jahren um 73,7 Prozent hinauf. In Graz zahlte man im Vorjahr für eine typische Wohnung (60,5 Quadratmeter) 164.820 Euro, ein Anstieg um 4,0 Prozent. In Wien kostete eine solche Wohnung um ein Drittel mehr. Graz-Umgebung ist mit 171.290 Euro (plus 1,8 Prozent) im Schnitt teurer als die Landeshauptstadt, es erhöhte sich die Zahl der Wohnungskäufe um 26,9 Prozent.