Es ist eine Elefanten-Hochzeit, mit der der Energiekonzern OMV seinen neuen Kurs besiegelt: OMV-Chef Rainer Seele und Borealis-Mehrheitseigentümer, der Staatsfonds der Vereinigten Arabischen Emirate, Mubadala, haben sich Mittwoch Vormittag auf den 4,11 Milliarden Euro schweren Deal geeinigt. Am späten Nachmittag hat dann auch der Aufsichtsrat grünes Licht gegeben.

Am Donnerstag werden die Verträge unterzeichnet. Damit ist der größte Unternehmenskauf der österreichischen Wirtschaftsgeschichte unter Dach und Fach. Die OMV stockt ihren Borealis-Anteil von 36 Prozent auf 75 Prozent auf. Die Kartellbehörden haben das letzte Wort.

Für beide Unternehmen hat die Mega-Transaktion enorme Bedeutung. Borealis ist einer der globalen großen Spieler nicht nur in der Herstellung von Grundstoffen für die Kunststoffherstellung aus Erdöl, sondern produziert selbst Plastik-Granulat und ist inzwischen sehr gut aufgestellt beim Kunststoff-Recycling. Die OMV will bei der Wiederverwertung von Plastik mittelfristig zu einem führenden Unternehmen auf dem Weltmarkt werden.

Standortperspektive

Entsprechend ist der Zusammenschluss mit großen Wachstumsaussichten verbunden. Die Borealis ist nun eigentümertechnisch da, wo sie im Grunde historisch immer hingehört hat, nämlich mehrheitlich bei der OMV. Fast wäre es vor fünf Jahren ganz anders ausgegangen. Damals wollte IPIC, wie der Staatsfonds damals hieß, der OMV die Borealis abkaufen und übte als OMV-Minderheitseigentümer massiven Druck auf den damaligen OMV-Chef Gerhard Roiss aus.

Dieser leistete harten Widerstand, erklärte öffentlich, die Borealis als „sein Baby“ niemals hergeben zu wollen, plante sogar einen eigenen Börsengang. Wegen der Querelen, die in ein Zerwürfnis mit IPIC mündeten, musste Roiss dann sogar gehen.

Die OMV hat für ihre Raffinerie Schwechat jetzt eine langfristige Standortperspektive. Dort produzieren beide Unternehmen Tür an Tür. Die – sinkende – Sprit-Produktion kann durch eine neue, zukunftsträchtigere OMV-Produktpalette ausgeglichen werden. So steht hier etwa eine Re-Oil-Anlage, in der Öl aus Plastikabfall gewonnen wird. OMV-Chef Seele, ein Chemiker, erklärte vor wenigen Tagen im Kleine-Zeitung-Interview, dieses Verfahren und völlig neue chemische Produkte entwickeln zu wollen, um bei der CO2-Vermeidung Branchen-Vorreiter zu werden.

Gute Geschäfte

Die Petrochemie bietet der OMV nicht nur die Perspektive, das klimaschädliche Geschäft mit fossilen Brennstoffen zu reduzieren, Borealis verdient auch sehr gut, zuletzt immerhin 872 Millionen Euro bei 8,1 Milliarden Euro Umsatz.

Spannend wird, ob die Borealis mit ihren 6600 Beschäftigten in 120 Ländern eigenständig bleibt. Als viel wahrscheinlicher gilt eine Integration in die OMV. Was etwa aus der Düngemittel-Produktion in Linz wird, ist derzeit ebenfalls noch offen. Borealis hatte Verkaufspläne erst kürzlich verworfen.