Am 28. Februar meldeten das Sozial- und Gesundheitsministerium 5 mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 infizierte Personen in Österreich. Heute, Dienstag, 10. März, Stand 15 Uhr, sind es 182 Personen. Ein Anstieg um 177 Personen in zehn Tagen. Warum also die ganze Aufregung?

Wie man in Tagen wie diesen durchaus zu recht vielfach zu lesen bekommt, sterben weltweit weitaus mehr Menschen an Grippe als an Covid19. In absoluten Zahlen gemessen. In absoluten Zahlen gemessen wäre also das SARS-CoV-2-Problem aus heutiger Sicht vielleicht keines - zumindest kein großes.

Was man aber nicht unterschätzen darf ist die Gefahr, die mit einer möglichen exponentiellen Verbreitung des Virus in einer ungeschützten Bevölkerung verbunden wäre (eine solche ist freilich kein Naturgesetz - ob diese Situation eintritt, ist aus heutiger Sicht völlig offen).

Für exponentielle Zahlen fehlt allerdings den meisten von uns ein Verständnis, da wir intuitiv meist mit linearem Wachstum rechnen. Exponentielles Wachstum liegt laut Definition vor, wenn sich eine Größe in jeweils gleichen Zeitabschnitten immer um denselben Faktor verändert.

Auf der Website ourworldindata.org/coronavirus - die Autoren beziehen sich in ihrem Beispiel auf die Zahlen der WHO und Auswertungen durch Wikipedia - ist nachzulesen, wie sich die Verdoppelungszeit der bekannten Fälle (und nicht der Dunkelziffer) berechnet. Basis für die Berechnung ist die globale Fallzahl der Verdoppelungszeit – mit China beträgt diese demnach 19 Tage, ohne China nur 5 Tage. Erstere ist deutlich höher, weil die Zahl der Neuansteckungen in China nach den extremen Ausgangssperren deutlich zurückgegangen sei.

Es muss vorausgeschickt werden, dass die Verdoppelungszeit bei SARS-CoV-2 nicht feststeht und Projektionen auf Basis einer konstanten Verdoppelungszeit daher falsch sind. Nur wenn sich während eines Ausbruchs die Zahl der Fälle in einem konstanten Zeitraum verdoppelt, breitet sich der Ausbruch exponentiell aus.

Aus 500 wird eine Million - nach 11 Verdoppelungen

Bei exponentiellem Wachstum (siehe auch www.ourworldindata.org/coronavirus) wachsen 500 Fälle nach 11 Verdoppelungen auf mehr als eine Million Fälle, nach weiteren 10 Verdoppelungen wären es eine Milliarde Fälle. Natürlich, halten die Autoren fest, ist das keine Prognose, sondern nur ein Rechenbeispiel um zu illustrieren, dass exponentielles Wachstum sehr schnell zu sehr großen Zahlen führen kann, selbst wenn die Ausgangsbasis niedrig ist.

Fazit: Um Veränderungen in ihrer Bedeutung zu begreifen ist es wichtig, zwischen linearem und exponentiellem Wachstum zu unterscheiden. Leider läuft man Gefahr, schnell ansteigende Veränderungsraten zu unterschätzen. Das tut die österreichische Bundesregierung augenscheinlich nicht - strenge Maßnahmen sind dazu geeignet, die Wachstumsraten der Infektionen mit SARS-CoV-2 deutlich abzuflachen.