Für die Börsen gibt es nichts Schlimmeres als die Ungewissheit über den weiteren Fortgang. Kurz nach Handelsstart notierte der Dow Jones mit einem erheblichen Minus von 7,20 Prozent bei 24.011,06 Punkten. Damit legte der US-Leitindex den größten Kursrückgang seit zehn Jahren hin. Auch die Wiener Börse schließt am Montag mit enormen Verlusten, der ATX rutscht um 9,01 Prozent ab. Prozentuell gesehen war dies der zweithöchste Tagesverlust, den der heimische Leitindex jemals verbucht hatte. 

Auf Talfahrt

Der deutsche Leitindex DAX hatte zwischenzeitlich fast 1000 Punkte eingebüßt und schloss 7,94 Prozent tiefer bei 10.625,02 Punkten, womit die Gewinne aus dem vergangenen Jahr fast aufgezehrt wurden. Das Minus von diesem Montag ist auf Schlusskursbasis gerechnet der größte prozentuale Tagesverlust seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Der MDAX der mittelgroßen Börsentitel ging am Ende um 6,70 Prozent auf Talfahrt und stand damit bei 23.091,71 Punkten.

Aktienhandel ausgesetzt

An der New Yorker Wall Street wurde der Aktienhandel zu Handelsbeginn wegen abstürzender Kurse für 15 Minuten ausgesetzt - ein automatischer Mechanismus, sobald der Index S&P 500 der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen um sieben Prozent abstürzt. Gegen Mittag (Ortszeit) notierte der Index Dow Jones 6,4 Prozent im Minus. Auch an der Börse von São Paulo in Brasilien wurde der Handel zeitweise ausgesetzt.

In Tokio gab der Nikkei-Index um 5,1 Prozent nach, es war der stärkste Fall seit Februar 2018. In Australien fielen die Kurse um 7,3 Prozent, das war der tiefste Fall seit Oktober 2008 in der Finanzkrise.

An den Handelsplätzen der Golfstaaten brachen die Kurse ebenfalls ein: Die Börse in Riad verzeichnete bis Mittag ein Minus von mehr als neun Prozent, die Aktie des staatlichen Ölgiganten Saudi Aramco verlor über zehn Prozent. In Kuwait und Dubai fielen die Kurse ähnlich stark, in Abu Dhabi betrug das Minus fast acht Prozent.

Bereits zuvor gab es zu Wochenbeginn deutliche Kursstürze an den asiatischen und europäischen Leitbörsen. Für Panik an den Märkten sorgte einerseits die anhaltende Ausbreitung des Coronavirus und die damit einhergehenden Folgen für die Weltwirtschaft. Andererseits war auch der massive Einbruch des Ölpreises für die starken Verluste an den Märkten verantwortlich. Die Marktteilnehmer sind im Panikmodus.

An der Londoner Börse verlor der Index FTSE-100 am Montag mehr als sieben Prozent. Der Pariser Index CAC der 40 größten Unternehmen gab gar um mehr als acht Prozent nach - der höchste Tagesverlust seit 2008. In Mailand betrug das Minus zum Börsenschluss mehr als elf Prozent; in Madrid lagen die Verluste bei knapp acht Prozent.

Die Anleger verunsichert weiterhin die zunehmende Ausbreitung des neuartigen Sars-CoV-2-Virus. Besonders stark betroffen ist Italien, so hat die italienische Regierung zuletzt zahlreiche Provinzen im Norden des Landes zur Sperrzone erklärt. In den USA beschlossen einige Universitäten den Unterricht vorerst nur noch online stattfinden zu lassen.

Unterdessen weitete die US-Notenbank inmitten der Corona-Krise ihre Notmaßnahmen aus. Knapp eine Woche nach der überraschenden Leitzinssenkung erhöht sie ihre Geldspritzen für das Finanzsystem. Wie die regionale Fed von New York mitteilte, steigt das Volumen ihrer Übernachtgeschäfte mit den Banken von bisher 100 Milliarden auf mindestens 150 Milliarden US-Dollar. Das Volumen ähnlicher Geschäfte mit 14-tägiger Laufzeit werde von 20 Milliarden auf 45 Milliarden Dollar erhöht.

Gold als "sicherer Hafen"

Vor diesem Hintergrund flohen Anleger in "sichere Häfen" wie Gold. Die "Antikrisen-Währung" war mit 1.702,56 Dollar (1.501,9 Euro) je Feinunze (31,1 Gramm) zeitweise so teuer wie zuletzt vor gut sieben Jahren. Staatsanleihen waren ebenfalls gefragt.

Am Devisenmarkt fiel der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, auf ein Eineinhalb-Jahres-Tief von 94,65 Prozent. "Es sieht sehr wahrscheinlich aus, dass die Weltwirtschaft in den kommenden Monaten in eine Rezession abgleitet", sagt Rupert Thompson, Investment-Chef bei der Vermögensverwaltung Kingswood.