Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus haben sich bisher noch nicht sichtbar in den Kennzahlen niedergeschlagen. Weltweit stabilisierten sich die Konjunkturindikatoren nach einem schwachen vierten Quartal zum Jahresbeginn sogar etwas, so die Ökonomen des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo). Die jüngsten Entwicklungen im Zuge der Corona-Epidemie werden jedoch demnächst sichtbar werden.

"In den Umfragewerten im März wird man viel sehen", sagte Wifo-Ökonom Stefan Ederer am Montag zur APA. Im Februar seien die Einkaufsmanagerindizes noch überwiegend positiv ausgefallen. Diese werden allerdings zum Monatsbeginn erhoben und Anfang Februar seien die Auswirkungen des Virus in dieser Form noch nicht absehbar gewesen. Darüber hinaus seien für Februar noch einige harte Indikatoren wie Produktionszahlen ausständig.

Auswirkungen nicht genau abschätzbar

Wie stark sich die Coronavirus-Auswirkungen in der heimischen Konjunktur niederschlagen werden, sei noch nicht genau abschätzbar. Beim Wifo sei man derzeit dabei, neue Berechnungen anzustellen, diese werden aber noch ein bis zwei Wochen dauern. Da sich die Lage außerdem jeden Tag ändere, sei eine Prognose nicht einfach, so Ederer. Absehbar sei jedoch, dass es die heimische Tourismusbranche wohl am härtesten treffen dürfte. Hier wurden in den vergangenen Wochen schon Konsequenzen gezogen. So haben die Austrian Airlines am vergangenen Freitag Kurzarbeit angekündigt, auch bei Reisebüros werde von der Wirtschaftskammer Kurzarbeit vorbereitet.

Auch im Handel werde man bald die ersten Auswirkungen sehen, sagte der Wifo-Ökonom weiter. Ob es hier negative oder positive Auswirkungen gebe, sei aber nicht sicher, da Probleme bei den Lieferketten einem möglicherweise zunehmenden privaten Konsum aufgrund von Hamsterkäufen gegenüberstehen könnten.

Im Jänner und Februar waren jedenfalls noch kaum Auswirkungen des Coronavirus auf die heimische Wirtschaft sichtbar. Der Wifo-Konjunkturtest habe sogar eine leichte Aufhellung der Stimmung bei österreichischen Unternehmen ergeben und in der Sachgütererzeugung seinen die Einschätzungen erstmals wieder überwiegend optimistisch gewesen, so das Institut. Auch der Arbeitsmarkt habe sich weiter gut entwickelt, die Zahl der unselbstständig Beschäftigten ist im Februar laut vorläufigen Zahlen um 41.000 Personen höher gewesen als im Vorjahresmonat.

An den Finanzmärkten Turbulenzen

Auch an den Finanzmärkten sorgt der Coronavirus seit Wochen für Turbulenzen. Am Montag haben sich diese noch einmal verschärft. So ist der Ölpreis in der Nacht auf Montag um etwa 30 Prozent eingebrochen, nachdem sich das Ölkartell OPEC und die mit ihm kooperierenden Staaten nicht auf neue Kürzungen der Rohölförderung über das Monatsende hinaus einigen konnten. Als Reaktion auf die wirtschaftlichen Folgen des neuen Coronavirus hatte die OPEC zuvor eine Verschärfung des derzeit geltenden Förderlimits gefordert. An den Aktienmärkten kam es daraufhin zum Wochenstart zu massiven Kursverlusten in Asien und Europa.

Ob der niedrigere Ölpreis auch an den Tankstellen ankommen wird, könne man noch nicht einschätzen. Dies sei vor allem davon abhängig, wie rasch die Ölpreise wieder von ihrem derzeitigen Tief zurückkommen, sagte Ederer. Zudem spüre man Rückgänge immer nur zeitverzögert. Sollte der Ölpreis jedoch für länger Zeit auf einem tieferem Niveau bleiben, könne man auf niedrigere Treibstoffpreise hoffen. Aktuell notierten die Ölpreise auf dem tiefsten Stand seit Anfang 2016.