Im vierten Quartal 2019 kletterte der Gewinn von Amazon verglichen mit dem Vorjahreswert um rund 8 Prozent auf 3,3 Milliarden US-Dollar (3 Milliarden Euro), wie der weltgrößte Online-Händler am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte.

Die Erlöse wuchsen um 21 Prozent auf 87,4 Milliarden Dollar. Die Aktie setzte nachbörslich zum Höhenflug an. Im gesamten abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 steigerte Amazon den Gewinn von 10,1 Milliarden auf 11,6 Milliarden Dollar. Die Erlöse des Konzerns kletterten von 232,9 auf 280,5 Milliarden Dollar.

Der Konzern von US-Starunternehmer Jeff Bezos, dem mit einem geschätzten Vermögen von 116 Milliarden Dollar laut "Forbes" reichsten Menschen der Welt, hatte bereits das beste Weihnachtsgeschäft seiner Geschichte verkündet. Der Finanzbericht unterstrich dies nun. So gewann der "Prime"-Service, der unter anderem schnelleren Versand und Zugang zu Amazons Streaming-Angebot verspricht, laut Bezos so viele neue Kunden hinzu wie noch nie zuvor.

Amazon investierte dieses Jahr massiv in seine Versandlogistik, um möglichst vielen "Prime"-Kunden das Versprechen von Lieferungen innerhalb von 24 Stunden zu erfüllen. Die Ausgabeoffensive scheint sich bereits ausgezahlt zu haben. Mittlerweile habe Amazon weltweit über 150 Millionen zahlende "Prime"-Abonnenten, so Bezos. "Wir haben Prime schneller gemacht", führte der Konzernchef aus - die Anzahl von Artikeln, die US-Kunden innerhalb von einem Tag oder noch am Tag der Bestellung erhielten, habe sich im vergangenen Jahr vervierfacht.

Cloud-Geschäfts als Ertragsperle

Zudem kann der Konzern sich weiter auf sein lukratives Cloud-Geschäft mit IT-Diensten und Speicherplatz im Internet bauen. Die Web-Plattform AWS, Amazons Ertragsperle, die Cloud-Services an Unternehmen verkauft und in diesem Bereich Marktführer ist, steigerte die Einnahmen im vierten Quartal um 40 Prozent auf 10 Milliarden Dollar. Der operative Gewinn der Sparte kletterte um 19 Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar. Amazon steht im Cloud-Geschäft unter Konkurrenzdruck durch Microsoft und Google, die ebenfalls starkes Wachstum vorweisen können.

Mit dem Quartalsbericht übertraf Amazon die Markterwartungen bei Weitem. Analysten hatten angesichts der hohen Investitionen in die Liefer- und IT-Infrastruktur mit deutlich schlechteren Zahlen gerechnet. Anleger ließen die Aktie nachbörslich zweistellig steigen. Zeitweise legte der Kurs um über zwölf Prozent zu, was einem Zuwachs von mehr als 100 Milliarden Dollar an Börsenwert entspricht. Sollte sich der Trend am Freitag im regulären Handel bestätigen, würde auch das Vermögen von Bezos kräftig zulegen, da er Großaktionär ist.

Amazon stellte für das laufende Quartal einen operativen Gewinn von bis zu 4,2 Milliarden Dollar in Aussicht. Das deutet darauf hin, dass die steigenden Kosten für Investitionen beispielsweise in Warenlager näher beim Kunden nicht die Gewinne aus dem Handels- und dem Cloud-Geschäft zunichtemachten. Amazon hat in der Vergangenheit wiederholt auf kurzfristige Gewinne verzichtet, um sich für die Zukunft besser aufzustellen. Amazon legt dabei nicht zuletzt Geld für den Ausbau der Belegschaft auf den Tisch. So heuerte das Unternehmen nach eigenen Angaben im Weihnachtsgeschäft befristet mehr als 250.000 Beschäftigte in Voll- oder Teilzeit an. Damit sei die Zahl der Amazon-Mitarbeiter auf insgesamt 750.000 gestiegen.

Mit dem Anstieg der Erlöse von 232,9 auf 280,5 Milliarden Dollar im abgelaufenen Geschäftsjahr verzeichnete der Online-Shopping-Gigant zwar nach wie vor ein sehr starkes Wachstum, bleibt aber noch immer weit entfernt vom weltgrößten Einzelhändler Walmart. Dessen Umsatz stieg im Geschäftsjahr 2019 zwar nur um knapp 3 Prozent, er lag mit 514,4 Milliarden Dollar aber weiter deutlich über dem von Amazon.