Im 15-köpfigen Kelag-Aufsichtsrat sitzen gerade einmal zwei Frauen: Bei den zehn Kapitalvertretern ist es Monika Kircher, bei den fünf Belegschaftsvertretern Petra Krainer. Von wenigstens einer Drittelquote ist man weit entfernt. Auf diese könnte jedoch erstmals der Kelag-Vorstand kommen. Der Kärntner Energieversorger sucht ein drittes Vorstandsmitglied neben Manfred Freitag und Armin Wiersma. Laut Ausschreibung seien kaufmännische sowie mehrjährige internationale Berufserfahrung in "vergleichbaren Führungspositionen in der E-Wirtschaft" erwünscht.

Leitung Finanzen, Vertrieb: Das Aufgabenspektrum umfasst im Wesentlichen die Leitung der Ressorts für Finanzen, Rechnungswesen und Controlling, Energiehandel, Personalmanagement, Privat- und Gewerbekundenvertrieb sowie gemeinschaftliche Führung des Unternehmens als Gesamtvorstand.

Nur zehn Prozent Frauenanteil

Das lässt einen Rückschluss auf eine künftige Verteilung der Vorstandsagenden aber nicht zu. Derzeit leitet Freitag Erzeugung und Netz, Wiersma, der nach Rekonvaleszenz seit Mai wieder voll im Geschäft steht, die Finanz- und Marktseite. Ausdrücklich richtet sich die Ausschreibung "an Interessenten beiderlei Geschlechts".Eine Frau im Vorstand wäre ein Signal auch für die zweite Führungsebene mit derzeit nur zehn Prozent Frauenanteil.

RWE-Vorstand Rolf Martin Schmitz will den Energiekonzern RWE zu einem der weltweit größten Ökostromerzeuger machen
RWE-Vorstand Rolf Martin Schmitz will den Energiekonzern RWE zu einem der weltweit größten Ökostromerzeuger machen © Markus Traussnig

Comeback bei "neuer RWE": Aufsichtsratschef Gilbert Isep begründet den dritten Vorstandsposten mit "Chancen beim Ausbau der Wasserkraftaktivitäten". Hintergrund ist der Milliarden-Abtausch der deutschen Stromriesen RWE und E.ON. Die nach Deutschland verkauften Kelag-Anteile wandern von der RWE-Tochter Innogy wieder direkt in den Hafen der RWE. Diese hat die Innogy zerschlagen und das Vertriebs- und Netzgeschäft an E.ON abgegeben. RWE übernahm das Ökostromgeschäft der Innogy und von E.ON. Für RWE-Vorstandschef Rolf Martin Schmitz begann damit "die Ära der neuen RWE". Er will den Essener Energiekonzern, der lange Zeit auf Atom- und Kohlekraftwerke ausgerichtet war, zu einem der weltweit größten Ökostromerzeuger machen. "2040 wird RWE zu 100 Prozent klimaneutral sein", sagte Vorstandschef Rolf Martin Schmitz zum Deal bei Vollzug Ende September.

Die Anteile

Schmitz war von Anfang an dabei, als rund ein Drittel der Kelag-Anteile an die RWE verkauft wurden. Nämlich indem die RWE 49 Prozent der Kärntner Energieholding erwarb, an der Kärnten noch 51 Prozent hält. Rund 35 Prozent direkten Anteil an der Kelag hält der Verbund. 2012 hat das Land nochmals direkt 12,85 Prozent Kelag-Anteile an die RWE verkauft.

Geschäft mit erneuerbarer Energie

Nun plant Schmitz mit der RWE jährlich rund 1,5 Milliarden Euro in den Ausbau des Geschäfts mit erneuerbarer Energie und Speicher zu investieren. Mit Partnern könnte es doppelt so viel werden, in Europa sowie in den USA. Für Schmitz sei "die Kelag-Beteiligung von strategischer Bedeutung". Wenn die Anteilsübertragung von Innogy zu RWE im Jahr 2020 finanztechnisch abgeschlossen ist, wird die RWE europaweit Nummer 3 bei den regenerativen Energien.

Die Kelag sieht ihr Ausbaupotenzial im Süden. Wie berichtet stieg sie bei einem Kleinwasserkraftwerk in Italien bei Belluno ein und errichtet dort zwei weitere Kraftwerke, alle zusammen mit sechs MW Leistung. Wasserkraftwerke der Kelag gibt es bereits in Montenegro und Bosnien-Herzegowina, sowie in Serbien, wo man laut Isep weitere errichten möchte.

Strompreis erhöht

2018 hat die Kelag das Ergebnis von 80,5 Millionen auf 92,3 Millionen Euro gesteigert. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Isep, dass die geplanten Ergebnisse erreicht werden. Im ersten Halbjahr 2019 hat die Kelag ihr Ergebnis verbessert. Der Umsatz stieg gegenüber der Vergleichsperiode um sieben Prozent auf 636 Millionen Euro. Das operative Ergebnis kletterte ebenfalls um sieben Prozent auf knapp 93 Millionen Euro. Das Konzernergebnis wuchs um knapp 12 Prozent auf 69 Millionen Euro. Wie ausführlich berichtet, hat die Kelag heuer so wie die meisten anderen EVUs in Österreich den Strompreis erhöht. Für Haushalte stieg der Strompreis ab September um sechs Prozent oder durchschnittlich vier Euro pro Monat.