Auf der großen Landkarte von LG war die Steiermark bis gestern ein weißer Fleck. Zumindest, was den automotiven Bereich betrifft, und der ist in der Steiermark durch den Mobilitätscluster AC Styria bekanntlich stark ausgeprägt. Umgekehrt betraten auch Steirer mit dem Besuch des LG Science Park in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul Neuland. Denn dass LG, bekannt für Unterhaltungs- und Haushaltselektronik, sein Tätigkeitsfeld auch um das autonome Fahren erweitert, war hierzulande wiederum weniger bekannt. So war die Neugierde auf beiden Seiten groß.

LG ist an grüner Technologie und an Automotive interessiert. Die Kriegskassen sind gefüllt und der Konzern sucht Investments“, berichtet Jürgen Roth, Vizepräsident der Wirtschaftskammer Österreich, nach einem Gespräch mit Skott Ahn, Technikvorstand von LG. Die Südkoreaner, dahin gehend bis jetzt vor allem im Silicon Valley umtriebig, wollen in für sie neue Technologien einsteigen, seien an einem Wissenstransfer und damit an Joint Ventures mit der steirischen Clusterlandschaft interessiert.

Gerhard Greiner von Alp.Lab Austria lud sogleich dazu ein, das steirische Testgebiet für automatisiertes Fahren zu nutzen – LG-Europa-Chef Jimmy Park bestätigte das Interesse. Dass es sich dabei um mehr als eine Höflichkeitsgeste gegenüber der vom Internationalisierungscenter Steiermark organisierten Reise nach Ostasien handeln dürfte, zeigt das Beispiel von ZKW. Der Wieselburger Hersteller von Fahrzeuglichtsystemen wurde im Vorjahr um 1,1 Milliarden Euro von LG übernommen.

Hoher Erfindungsreichtum

Der nächste Schritt soll eine Konferenz mit LG in Österreich sein, so Roth. „Die hohe F&E-Quote von rund fünf Prozent in der Steiermark macht Eindruck.“ In Südkorea ist diese Quote mit 4,6 Prozent ähnlich hoch, auch LG investierte zuletzt jährlich acht Milliarden Euro in die Forschung. Im 2018 eröffneten Science Park in Seoul bündelt LG diese Aktivitäten und beschäftigt 22.000 Mitarbeiter. Einblick in die elektronischen Helferlein von morgen gewährt LG in der „Innovation Gallery“: Zu sehen gibt es etwa den ersten ausrollbaren TV-Schirm, der heuer vorgestellt wurde, und vernetzte Küchengeräte – letzter Schrei des Smarthome.

Wo auf der Welt sich das Epizentrum des Erfindungsreichtums befindet? Südkorea ist ein Anwärter. Hier wuchs seit 1970 mit Samsung ein noch größerer Elektronikkonzern (309.500 Beschäftigte, 18,9 Milliarden Dollar Forschungsausgaben 2018) heran, der allein 2018 18 Prozent des südkoreanischen BIP erwirtschaftete und zusammen mit LG (sieben Prozent) auf ein Viertel kommt. Das öffentliche „Samsung Innovation Museum“ zeigt auf eindrucksvolle Weise die Entwicklung von der Entdeckung der Elektrizität, Meilensteine (erster Kühlschrank, erstes TV-Gerät) bis zum faltbaren Handy – und beschränkt sich dabei keineswegs nur auf den eigenen Kosmos.

Donnerstagabend präsentierten sich Kärnten und die Steiermark einem südkoreanischen Geschäftspublikum. Die österreichischen Exporte in das Land stiegen 2018 um drei Prozent auf 1,328 Milliarden Euro, wovon ein Volumen von 605 Millionen Euro aus der Steiermark kam und 530 Millionen auf die Kraftfahrzeugsparte entfielen. Vier Start-ups – je zwei aus Kärnten und der Steiermark – erhielten die Chance auf einen Pitch: Screenguest (Datenmanagement), Klaxon Mobility (Rollstuhlmobilität), Novaflash (Programmierung) und der Blockchainspezialist Block 42.