FH-Rektor Peter Granig und Bildungsministerin Iris Rauskala eröffneten den 9. Innovationskongress, der bis morgen, Donnerstag, im Villacher Congress Center stattfindet und diesmal rund 1600 Teilnehmer anzieht. Laut Granig lebten wir „in sehr dynamischer und komplexer Zeit“ – mit der Klimakrise als größter gesellschaftlicher Veränderung. „Es braucht Konzepte, die mit solchen sprunghaften Veränderungen umgehen können – Innovationsmanagement kann das leisten.“, betonte der Organisator des Innovationskongresses.  „Wir wollen als Fachhochschule Kärnten einen Beitrag leisten, dass sich die Alpen-Adria-Region zur innovativsten Region Europas entwickelt.“

"Wir dürfen nicht nachlassen"

Rauskala betonte, in Österreich werde schon sehr viel für Bildung und Innovation getan, man liege bei den meisten Vergleichszahlen „nicht so schlecht, aber es kann angesichts der Herausforderungen gar nicht genug sein. Wir dürfen nicht nachlassen bei den Bemühungen.“ Innovation sei das Schlüsselwort der Gegenwort. „Wir brauchen Innovationen als Antwort auf größer werdende Herausforderungen, müssen Innovation möglichst breit denken.“ Denn dahinter stecke mehr als nur technologischer Wandel. Es geht auch um gesellschaftliche Innovationen – durch neues, flexibles Denken.“ Die Basis dafür sei die Bildung. „Es braucht einen großen Bildungsschritt ins digitale Zeitalter.“

"Permanente Auseinandersetzung mit dem Neuen"

In die gleiche Kerbe schlug Landeshauptmann Peter Kaiser. Er mahnte, dass kein Bereich mehr wird frei sein werde von der permanenten Auseinandersetzung mit neuen Entwicklungen. Villachs Bürgermeister Günther Albel sieht die Draustadt als Vorreiter, Hightech und Innovation hätten die Stadt „extrem verändert“. Die „ Schlüsseltechnologie für Stadt und Land“ sei die Bildung, daher werde „massiv in den Bereich der Digitalisierung der Bildung investiert – iPads, Breitband für alle Schulen und eine größere Bedeutung für die MINT-Fächer“, nannte Albel als Beispiele.

Peter Granig
Peter Granig © KLZ/Weichselbraun

Schrittmacher für Innovationen

Infineon-Vorstandsvorsitzende Sabine Herlitschka repräsentiert mit der 1,6 Milliarden Euro schweren Investition in eine neue Chipfabrik die Schrittmacherin für Innovationen in Kärnten, Österreich und darüber hinaus. „Diese Investition tätigt man dann, wenn man das Innovationspotenzial dahinter sieht. Unsere Produkte bieten Antworten auf die Klimakrise – etwa durch höhere Energieeffizienz“, sagte Herlitschka anlässlich der Eröffnung des Innovationskongresses am Mittwochvormittag.

"Denkstunde einlegen"

Als Keynotespeaker erklärte Wirtschaftsphilosoph Anders Indset, einer der 30 bedeutenden Redner weltweit, den Unterschied zwischen linearer und exponentieller Entwicklung: „Gehe ich 30 Schritte linear, komme ich um die Ecke, gehe ich 30 Schritte exponentiell, komme ich 27 Mal um die Welt.“ Der digitale Tsunami komme auf die Gesellschaft erst zu.  Indset plädierte für einen humanistischen Kapitalismus, es gehe nicht mehr ums Gewinnen, sondern darum, möglichst lange mitzuspielen.

Er prägte das Wort der Quantenwirtschaft: „Niemand kauft Produkte oder Dienstleistungen, Menschen kaufen Beziehungen, Geschichten, pure Magie.“ Die Gäste fordert der Norweger aus, eine Denkstunde einmal die Woche einzulegen: Ein weißes Blatt Papier nehmen und nichts tun.“

"Mehr Wissen, weniger Verstand"

Die Gesellschaft habe mehr Wissen denn je, aber weniger Verstand, es gebe mehr Experten, aber weniger Antworten auf die zunehmende Komplexität der Gesellschaft. „Uns fehlt der Kompass, eine gemeinsame Richtung“, sagte Indset. Und nannte ein Beispiel: „Noch nie zuvor war der Abstand zwischen 40-Jährigen und 20-Jährigen größer als heute, wir haben diese neue Generation nicht verstanden, die frei sein will und influencen. Wir leben in Gleichzeitigkeitsgesellschaft.“ Indset ernete viel Applaus.