Der steirische Leiterplattenhersteller AT&S präsentierte am Donnerstag, am 25-jährigen Jahrestag des Buyouts aus der verstaatlichten Industrieholding (ÖIAG), ein mehr als halbiertes Konzernergebnis. Wegen Preisdrucks und schwächelnder Nachfrage in der Autobranche musste der international tätige High-End-Leiterplattenhersteller ordentlich Federn lassen. Das Betriebsergebnis (EBIT) schrumpfte deutlich von 71,9 auf 29,4 Millionen Euro, das Konzernergebnis gab von 55,4 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2018/19 auf 19,5 Millionen Euro nach. Unsicherheiten über künftige Antriebssysteme in der Autoindustrie und ein niedriger Anlauf der neuen Smartphone-Generation belasteten zusätzlich die Umsatz- und Ergebnisentwicklung.

Eine starke Nachfrage im Bereich IC-Substrate, integrierte Schaltkreise die sehr kleine Elektronik erlauben, half dem Konzern rückläufige Werte aus dem Geschäft mit mobilen Endgeräten und der Autoindustrie wettzumachen. Zusätzlich profitierte AT&S von neuen Kunden und einer soliden Nachfrage im Bereich Medizintechnik. Auch wenn der Automotive-Sektor sich derzeit in "schwierigen Gewässern" befinde, sei für AT&S nicht entscheidend, wie viele Autos verkauft werden, sondern wie viel Elektronik ins Auto komme, sagte CEO Andreas Gerstenmayer am Donnerstag im Rahmen der Präsentation der Halbjahres-Bilanz in Wien.

Big Data und KI

Operativ und strategisch sieht sich der steirischer Leiterplattenhersteller dennoch „auf Kurs“. „Künstliche Intelligenz treibt das Datenvolumen, Big Data ist in aller Munde. Dafür braucht man immer leistungsfähigere Computer. Mit unserem Substrat-Geschäft stehen wir richtig da: Das wird exponentiell nach oben gehen“, sagte Gerstenmayer. Der Trend in Richtung Miniaturisierung und Modularisierung eröffne starke Wachstumschancen im Umfeld der Elektronikindustrie. Bis 2024 rechnet AT&S über alle Segmente mit einem jährlichen High-End-Marktwachstum von rund 10 Prozent.

Der Umsatz von AT&S fiel mit 490,3 Millionen Euro (1. Halbjahr 2018/19: 516,9 Millionen Euro) um 5,1 Prozent niedriger aus als im Vorjahr. Der Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sank auf 101,1 Millionen Euro (138,3 Millionen Euro) und die EBITDA-Marge auf 20,6 Prozent (26,8 Prozent).

Investition in China

Das geplante Investitionspaket in IC-Substrate von bis zu einer Milliarde Euro will der Konzern aus bestehenden Mitteln finanzieren. Der Fokus der Investitionen liegt dabei auf dem chinesischen Standort in Chongqing mit 1500 Mitarbeitern. „Wir sind derzeit der einzige Anbieter im chinesischen Markt, der Produkte auf diesem Niveau anbieten kann“, sagte Gerstenmayer. AT&S wolle sich künftig im chinesischen Markt als potenzieller Partner für Kunden gut aufstellen. Bedeutende Umsätze aus diesem Projekt, das AT&S in Kooperation mit einem führenden Halbleiterhersteller umsetzt, werden für das Geschäftsjahr 2022/23 erwartet.

Kleinere Investitionen könnte es am Standort Leoben in Form eines leichten Mitarbeiterwachstums geben, „wenn die Konjunktur wieder etwas stärker wird.“ Gerstenmayer erwarte sich aber keine großen Sprünge: „Die Megainvestition sehen wir in Österreich nicht.“ Im Vorjahr wurden am Standort Fehring bereits 10 Millionen Euro investiert.

Mehr EU-Mittel gefordert

Im Zeitalter von Big Data brauche es dringend europäische Programme zur Stärkung der Mikroelektronik-Industrie, forderte Gerstenmayer in Richtung Politik. In Amerika seien rund 150 Milliarden Dollar, in der EU lediglich ein zweistelliger Millionenbetrag in diesen Bereich geflossen. Europa sei jetzt schon im Hintertreffen, was den Breitband- und 5G-Ausbau anbelange. Diese Investitionen seien nötig, um „den Zug, der bereits fährt, noch zu erreichen“.

IC-Substrate ermöglichen als Übersetzer zwischen der Mikrowelt der Leiterplatte und der Nano-Welt der Chips die erforderliche Architektur für Hochleistungsrechner-Module. Sie kommen beim Einsatz von 5G, Cloud Computing, Big Data-Technologien und anderen Anwendungen für Künstlicher Intelligenz zum Einsatz, um die steigenden Datenmengen handhaben zu können. Gerstenmayer rechnet mit einem höheren Volumen bei 5G fähigen mobilen Endgeräte ab dem Jahr 2020: „Es wird eine Evolution über 5 bis 10 Jahre sein.“