Der Linzer Stahl- und Technologiekonzern voestalpine hat im ersten Geschäftshalbjahr einen massiven Gewinneinbruch erlitten und erwartet auch 2020/21 keine Verbesserung. "Wir bereiten uns auf ein weiteres schwieriges Jahr vor", sagte CEO Herbert Eibensteiner am Mittwoch bei der Präsentation der Ergebnisse. Nun wird der Sparkurs verschärft.

Zusätzlich zu den seit Jahren laufenden "Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsmaßnahmen" in dem Konzern werden bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres 2019/20 (per 31. März 2020) 50 Millionen Euro eingespart, 2020/21 dann nochmals 100 Millionen Euro. Denn: "Generell sehen wir im Moment keine Impulse", räumte Eibensteiner mit Blick auf das schwierige Umfeld ein.

Weniger Personal

Bereits im ersten Halbjahr (per Ende September) ist der weltweite Personalstand um 1,3 Prozent von knapp 52.000 auf 51.275 Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente) zurückgegangen - in Österreich wurde sogar um gut 2,7 Prozent oder 645 Arbeitnehmer auf 22.902 Mitarbeiter gekürzt. Darin enthalten sind den Angaben zufolge Überstunden und Leiharbeitskräfte.

Zu Zeiten der Hochkonjunktur beschäftigt die voestalpine normalerweise rund 3.000 bis 5.000 Leiharbeiter, diese machen also etwa 6 bis 10 Prozent aller Arbeitnehmer aus. "Derzeit sind wir fast bei Null", sagte Konzernsprecher Peter Felsbach im Gespräch mit der APA. Zum Teil würden aber auch Leasingkräfte als feste Mitarbeiter übernommen.

Gespart wird derzeit laut Eibensteiner vor allem in Form von Überstundenabbau, einer Reduktion des Leasingpersonals und Nicht-Nachbesetzen von freiwerdenden Stellen.

Strafzölle belasten steirische Standorte

Bei voestalpine Tubulars (Rohre) im steirischen Kindberg wurde heuer per September von Vierschicht- auf Dreischichtbetrieb mit weniger Personal umgestellt. Im Sommer waren 125 der 1.300 Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet worden, für 50 weitere waren neue Stellen innerhalb des Konzerns gefunden worden. Als Grund wurden die US-Strafzölle auf europäische Stahl- und Aluminiumprodukte angegeben - seit 1. Juni 2018 gelten auf Stahllieferungen in die USA Aufschläge von 25 Prozent. Bei der voestalpine Rotec GmbH im obersteirischen Krieglach, wo Präzisionsstahlrohre gefertigt werden, kam es heuer im Oktober konjunkturbedingt zu einer Teilbetriebsstilllegung.

Der voestalpine zu schaffen machen aber nicht nur externe Faktoren wie die nachlassende Konjunktur, der internationale Handelsstreit mit den US-Strafzöllen auf Stahlimporte, die ins Schleudern geratene Nachfrage in der Autoindustrie sowie höhere Rohstoffpreise.

Probleme im US-Werk

"Bis Jahresende haben wir noch unsere unternehmensinternen Herausforderungen zu lösen, 'Cartersville' zum Beispiel", sagte Eibensteiner. Bei dem amerikanischen Automotive-Werk schlagen schwerwiegende hausgemachte Probleme durch - angesichts hoher Anlaufkosten infolge von Managementfehlern werden dort seit rund zwei Jahren Verluste gebaut. "Die Hochlaufkosten dort müssen wir noch verdauen, doch wir haben uns verbessert und erwarten dort im nächsten Jahr ein positives Ergebnis", stellte der CEO in Aussicht.

Im Bereich Automotive, der zuletzt rund ein Drittel zum Umsatz und auch zum Ertrag des Konzerns beisteuerte, krankt es gleich an mehreren Fronten. Die Branche leidet nicht nur an der schwächeren Konjunktur, sondern auch an einer gewissen Orientierungslosigkeit, in welche Richtung es technologisch von den Antrieben her letztlich wirklich gehen wird. "Die Zeichen in der Automobilkonjunktur deuten darauf hin, dass es nicht zu einer raschen Erholung kommt", sagte der voestalpine-Chef.

Der umfangreiche Mix aus negativen Faktoren führte bei der voestalpine zu einem deutlichen Absacken des Nettogewinns im ersten Geschäftshalbjahr von 320 Millionen auf 115 Millionen Euro (vor Abzug von nicht beherrschenden Anteilen und Hybridkapitalzinsen) - das war ein Minus von 64 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Gewinn je Aktie (EPS) verschlechterte sich um 68 Prozent von 1,69 auf 0,54 Euro.

Die Umsätze gingen vergleichsweise moderat um 2 Prozent auf 6,54 Milliarden Euro zurück. "Sie sind eigentlich nur leicht gesunken, wir haben aber deutlich geringere Mengen absetzen können - insbesondere trifft das den Werkzeugstahl und die Stahldivision", erläuterte Finanzvorstand Robert Ottel.

Doch auch operativ, beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT), gab es einen empfindlichen Rückgang um 52 Prozent von 480 Millionen auf 230 Millionen Euro. "Die Mengenreduktion macht nur 75 Prozent des Rückgangs aus, der Rest sind Hochlaufkosten von Cartersville, die im ersten Halbjahr des Vorjahres nicht so vorgekommen sind, und die höheren Rohstoffkosten", so der Finanzchef. Der operative Gewinn vor Abschreibungen (EBITDA) verringerte sich um 22,6 Prozent von 860 Millionen auf 666 Millionen Euro.

Das Gewinnziel auf Basis EBITDA für das gesamte Geschäftsjahr 2019/20 (per Ende März) musste nun von 1,6 auf 1,3 Milliarden Euro gekappt werden. In den bisherigen Prognosen war das Management von einem stabilen Ergebnis auf Vorjahresniveau ausgegangen.