"Unsere Betriebe sind immer die, die solche Entwicklungen als Erstes zu spüren bekommen“, betont Peter Reichl. Der steirische Unternehmer ist Branchensprecher für den Bereich Sekundärrohstoffe in der Wirtschaftskammer. Tatsächlich gilt seine Branche als Seismograf für das konjunkturelle Befinden der Gesamtwirtschaft. Jüngste Preisentwicklungen zeigen ein ernüchterndes Bild. Seit Frühjahr dieses Jahres „ist der Preis für Stahlschrott in Österreich um rund 80 Euro pro Tonne gefallen“, so Reichl. Das entspricht einem Verfall von mehr als 30 Prozent. Die Branchenprognose: „Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange, für die kommenden Monate werden weiter sinkende Preise erwartet.“

Hauptgrund sei die angeführte Eintrübung der Konjunktur, so Reichl, der sich nach eigenen Angaben teilweise an die Situation der Krise im Jahr 2008 und 2009 erinnert fühlt. „Denn aufseiten der Produzenten gibt es zum Teil spürbare Absatzschwierigkeiten, besonders deutlich erkennbar sind diese bei Stahl, Fahrzeugen und Maschinen.“ Bei der Stahlproduktion zeige sich in Österreichs Nachbarländern, etwa in Deutschland oder Italien, ein Abwärtstrend, der schlage auf den Schrotthandel durch.

"Größtes Sorgenkind ist derzeit Schreddermaterial"

Die rund 140 steirischen Schrotthändler seien dieser Entwicklung ausgeliefert, der Preisverfall betreffe alle Sorten, „das größte Sorgenkind ist derzeit aber Schreddermaterial“. Dabei handelt es sich um Schrott mit Verbundstoffen (wie u. a. Plastik, Holz). „Die Entsorgungskosten für Müll steigen nämlich, während die Preisstruktur beim Schrott zusammenbricht.“ Hier könnte es bereits in den nächsten Monaten zu einer kompletten Kehrtwende kommen. Wenn das so weitergehe, müsse man statt einer Vergütung bald bei Altmetallübernahme eine Zuzahlung verlangen, um die eigenen Kosten zu decken, sagt Reichl. Darauf müssten sich Lieferanten einstellen, die in den vergangenen Jahren durch relativ hohe Preise verwöhnt waren.

Unsicherheiten im Sekundärrohstoffhandel würden auch aus Entwicklungen in China resultieren. Durch verstärkte Recyclingtätigkeiten könnte China nämlich schon sehr schnell zum Schrottexporteur werden. „Das drückt noch einmal auf die ohnehin schon niedrigen Schrottpreise“, befürchtet Reichl.