"Wir werden an einem CO2-Preis für alle Sektoren – auch Verkehr und Wohnen – nicht vorbeikommen." Diese Aussage kam am Montagabend nicht von Fridays-for-Future-Demonstranten, sondern von Wolfgang Anzengruber, dem Vorstandsvorsitzenden des Verbund-Konzerns, der in Mellach weiterhin ein Gaskraftwerk betreibt.

Bei der Veranstaltung "Energiezukunft Österreich" führte er vor rund 400 Gästen in der steirischen Wirtschaftskammer aus: Wenn man die "Mission 2030" – 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen – erreichen wolle, brauche Österreich 2,5 Mal so viele Windräder wie heute und sechs Mal so viel Fotovoltaik. "Und wir müssen jetzt beginnen!"

Außerdem fordert Anzengruber auf EU-Ebene CO2-Zölle, um zu verhindern, dass Produkte aus Staaten importiert werden, die sich nicht um das Klima kümmern.

Sozial verträgliche Umstellung

Ähnlich sieht es auch OMV-Chef Rainer Seele, der die internationalen Herausforderungen genauer analysierte: "Die EU kann den Klimawandel nicht alleine aufhalten." Vor allem dürfe man nicht den Fehler machen, Klimapolitik losgelöst von Wirtschaftspolitik zu sehen. Die Umstellung auf neue Technologien müsse auch sozial verträglich geschehen, erläutert der Manager, der sich auch klar zur Sozialen Marktwirtschaft bekennt.

Dem Klimawandel könne man am besten mit Innovationen und neuen Technologien Herr werden. Eine solche wäre die Speicherung von CO2 – einem ungefährlichen Gas – in alten Gasfeldern. Das sei in Österreich allerdings gesetzlich untersagt. Hier wünscht sich Seele ein Umdenken der Politik.

Zusammen mit Helmut List (AVL), Andreas Gerstenmayer (AT&S) und Michael Lackner (PwC) wurden danach die Auswirkungen der Klimapolitik auf die Wirtschaft und den Alltag der Menschen diskutiert. Konsens: Bei der Umstellung der Mobilität werde sich nicht ein System durchsetzen. Es werde einen Mix aus Strom, Wasserstoff und synthetischen Treibstoffen geben. Roman Vilgut