Am 4. September hat Österreichs Ski-Ikone Marcel Hirscher (30) in einer groß angelegten Pressekonferenz seinen Rücktritt erklärt. Das Medieninteresse war auch international enorm, begleitet wurde Hirschers Abschied von zahlreichen Würdigungen aus Sport, Spitzenpolitik und auch aus der Wirtschaft. Hirscher, langjährige Werbe-Galionsfigur von Raiffeisen, wurde auch vom "Bank-Rivalen", der Erste Bank mit einem eigenen kurzen Videoclip "gewürdigt". Und genau das hat nun ein rechtliches Nachspiel, wie der "Standard" berichtet.

In dem Videoclip, der in die "#glaubandich"-Werbelinie von Erste Bank und Sparkassen eingebettet wurde, spricht die Bank dem Skistar im Duktus dieses #glaubandich-Slogans ihren Dank aus. "Danke für alles, Marcel", heißt es in dem Clip, der gewissermaßen zeigen soll, wie weit man es bringen kann, wenn man nur an sich glaube.

In dem Video ist - neben dem Erste-Logo - auch Hirschers Helm mit dem Raiffeisen-Giebelkreuz darauf zu sehen. Raiffeisen hat mit Hirscher seit Jahren einen Exklusivwerbevertrag. Daher bleibt der Clip nicht ohne Folgen.

"Marcel Hirscher sowie die Raiffeisenbank International (RBI) samt Zentraler Raiffeisenwerbung" haben laut "Standard" die Erste Bank der Österreichischen Sparkassen geklagt. Hirschers Klage sei am 11. September beim Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien eingelangt. "Er hat auf Unterlassung geklagt und fordert die Zahlung von 60.000 Euro, das sei quasi der geldwerte Vorteil, den die Banker aus ihrer Einschaltung lukriert hätten. Das Urteil soll veröffentlicht werden", zitiert die Zeitung aus der Klage.

"Nur kurz im Netz"

Auch Erste-Konkurrent Raiffeisen habe die Bank  beim Handelsgericht Wien geklagt. "RBI und Raiffeisenwerbung sehen im Clip mit dem Helm eine Verletzung des Markenrechts (wegen des Giebelkreuzes), zudem habe die Erste Bank bewusst den Exklusivwerbevertrag von Raiffeisen verletzt und somit also das Gesetz gegen unlautere Geschäftspraktiken (Paragraf 1 UWG)." Laut Bericht will Raiffeisen eine Einstweilige Verfügung erwirken, damit der Clip nicht mehr veröffentlicht werde. Der Streitwert der Klage soll bei 80.000 Euro liegen.

"In der Ersten betont man, dass der Clip nur am Tag der Abschiedsbekanntgabe durch Hirscher kurz im Netz war", so der "Standard", der auch Sprecher Michael Mauritz zitiert: Es sei ausschließlich Ziel der Bank gewesen, "Hirscher Respekt zu zollen". Es sei schade, "dass man die Angelegenheit nicht, wie vorgeschlagen, mit einer karitativen Spende aus der Welt schaffen kann. Wir würden eine Spende an die Caritas zahlen." Die RBI-Klage sei inzwischen beantwortet, mit Marcel Hirschers Manager sei man im Gespräch.