Im Jahr 2021 wird Slowenien „Gastronomische Region Europas“. Geben Sie uns einen Vorgeschmack: Wie bereiten Sie sich darauf vor?
MAJA PAK:
Wir haben einen umfangreichen Aktionsplan mit dem Ziel, eine nachhaltige Gastronomie zu entwickeln sowie Bevölkerung und Gäste noch mehr für gesundes, regionales, authentisches Essen zu sensibilisieren. Mehr als 20 großen Projektpartner sind eingebunden, um die Kräfte zu bündeln, wir verknüpfen Landwirtschaft und viele andere Stakeholder mit dem Tourismus.

Schon bisher brachte Slowenien weltmeisterliche Köchinnen und Köche hervor wie wie Ana Roš  in Hiša Franko, Tomaž Kavčič mit  der Gostilna pri Lojzetu im Vipava Tal  oder mit Janez Bratovž  im Laibacher Gourmettempel JB. Was sind die Geheimnisse der Erfolge?
Ich glaube, es sind die Leidenschaft und die besondere Lage in Europa. Slowenien ist das Land, das auf engem Raum alpines, adriatisches und pannonisches Klima und Vegetation vereint, was es den Chefs möglich macht, vielfältigste lokale Zutaten zu verwenden.

Nicht nur Ihre Chefs sind global hoch dekoriert. Gerade wurde Slowenien vom Luxus- und Boutique-Reiseweltverband als "Heißeste Destination des Jahres" mit der "virtuosesten Tourismusorganisation des Jahres 2019" ausgezeichnet. Wie kommt das?
Wir sind auch sehr stolz auf die Auszeichnung von National Geographic, die wir schon vor zwei Jahren für unser Tourismuskonzept „Green Scheme of Slovenian Tourism“ erhalten haben. Nun wurde es auch für den Luxustourismus gewürdigt. Vor über zehn Jahren haben wir den Weg des nachhaltigen Tourismus eingeschlagen. Slowenien ist eines der grünsten Länder der Welt mit der Hälfte der Fläche unter Schutz gestellt und diese schöne Natur wollen wir behüten. So entwickelten wir 2015 das Programm „Green Skills“ mit über 100 internationalen Kriterien, sowie Zertifizierungen für Veranstalter und Destinationen. Jetzt erfüllen bereits 90 Destinationen die „Green Skills“. 2016 war Ljubljana grünste Hauptstadt Europas. Unsere grüne Story mit unserem Slogan „Feel Slovenia“ ist rund um die Welt stark gefragt.

Mit 2,56 Millionen Touristen bereits im ersten Halbjahr, was sechs Prozent Steigerung bedeutete. Da hielt die Sommersaison mit?
Wir sind sehr zufrieden mit der Sommersaison, vor allem mit einer Steigerung von rund fünf Prozent Umsätzen pro Gast. Das liegt auch daran, dass wir für Slowenien die Vision der grüne Boutique- und 5-Stern-Destination haben. Alle touristischen und gastronomischen Entwicklungen gehen in diese grüne Richtung.

Welche attraktiven Neuerungen, wie das Öko-Alpindorf am Jasna See bei Kranjska Gora können Sie uns nennen?
Besonders viel wird in Boutique-Hotels investiert und sehr zahlreich in Glamping, zum Beispiel Garden Village in Bled. Da haben sie mit Baumhäusern allen Luxus mitten in der Natur. Ein fantastisches Beispiel ist das Luxus-Glamping in Chocolate Village an der Drau bei Maribor. Die Eigentümer haben zu ihrer Schokoladenfabrik mit den bekannten Marke Tante Frida ein besonders Glamping entwickelt, sogar mit Schokolade-Massage. Charming Slovenia ist ein Kräuter-Luxus-Glamping Resort. Auch die Therme Olimia entwickelte ein Glamping Adria Village. Die Villa Planinka bei Jezersko ist ein Beispiel für ein aus Holz designtes Luxus-Boutique-Hotel.

Schaut man an Sloweniens Meeresküste, nach Portorož oder Piran, sieht man jedoch noch enormen Investitionsbedarf. Wie treiben Sie da Nachhaltigkeit voran?
Noch sind 40 Prozent unserer Tourismusbetriebe staatlich. Jetzt gibt es den Plan, sie in einer Holding zusammenzufassen und zu konsolidieren, um leichter Investoren zu finden, die wir unbedingt brauchen. Die Gemeinde Podčetrtek mit der Therme Olimia wurde von der EU-Kommission als Excellenz-Destination Europas ausgezeichnet worden, weil dort auch schon die Kooperation mit kleinen privaten Betrieben und Produzenten gut funktioniert.

Wie wichtig unter Ihren Auslandsgästen sind die Österreicher? Ein leichter oder schwerer Markt?
Eher schwierig, vielleicht weil wir so nahe und so ähnlich sind. Aber Österreich ist unser drittstärkster Markt mit neun Prozent aller ausländischen Übernachtungen und wir haben stetes Wachstum. Wenn die Österreicher kommen, sind sie sehr zufrieden, weil die Erwartungen noch übertroffen werden. Sie bleiben im Schnitt 2,6 Tage, das ist ein hoher Schnitt. Am meisten lieben sie unsere Kulinarik und Natur, sowie Kultur- und Sportfestivals. Und für die Österreicher ist ihr Geldwert sehr hoch, wenn sie in unsere schönen Thermen kommen. Die Hälfte der österreichischen Gäste kommt wegen der Spa´s. So wie übrigens auch die Russen. Gastronomie und Wein sind für die österreichischen Gäste die besten Trigger, daher promoten wir dies auch mit Friaul Julisch-Venetien und Kärnten gemeinsam als Alpen-Adria-Destination, ebenso wie auch den Alpen-Adria-Trail, der wirklich trendy ist, sowie unsere Golfplätze als Alpen-Adria-Golf. Jetzt reden wir mit Kärnten darüber, uns gemeinsam als Alpen-Adria-Destination in China zu präsentieren.

Hilft Ihnen die aus Slowenien stammende Melania Trump, in den USA Gäste zu werben?
Sie schafft sicher Aufmerksamkeit. Amerika ist ein sehr wichtiger Markt für uns mit guten Gästen.

Wie lange, glauben Sie, brauchen wir noch den Reisepass, wenn wir nach Slowenien reisen?
Ich hoffe, das wird sehr bald nicht mehr nötig sein.

Wie arbeiten Sie mit Big Data und Künstlicher Intelligenz im Tourismus?
Die Digitalisierung, auch mit Virtual Reality und interne of Things erfasst alle Bereiche. Als kleines Land können wir damit unsere Märkte zielgenauer ansprechen. Wir haben zwölf Persona als Gästetypen ermittelt und setzen die digitalen Möglichkeiten, um sie zu erreichen. Für die Digitalisierung der Betriebe haben wir eine eigene Akademie, die wir gerade auch updaten bis zum digitalen Destination Management.

An manchen Orten wird auch bei Ihnen Overtourism beklagt. Setzen Sie Big Data ein, um die Ströme zu lenken?
Ja, es gibt einige Projekte mit der Exekutive, aber abgesehen von einigen lokalen Problemen, wie im Sommer in Bled, haben wir keinen Overtourism.

Außer vor dem Karawankentunnel. Wann kommt endlich die zweite Tunnelröhre, um endlosen Staus vorzubeugen?
Ich bete jedes Wochenende dafür.

Den Flughafen Laibach baut Fraport aus, aber was passiert mit der Fluglinie Air Adria?
Das ist ein großes Problem und wir hoffen sehr, dass es eine Lösung gibt.

Haben Sie von Kärntens Weltattraktion, dem Wald im Wörthersee Stadion gehört und werden Sie ihn auch besuchen?
Ein Wald in einem Stadion? Wirklich? Das höre ich zum ersten Mal, aber klingt interessant.