Die Post rüstet sich für das intensivste Monat im Jahr – für den Dezember. Im Weihnachtsgeschäft haben Verteilzentren und Paketzusteller Hochbetrieb, 2018 transportierte die Post rund um das Fest 10,5 Millionen Pakete. Ein Rekordwert.

Doch ist in den vergangenen Monaten viel passiert. Die teilstaatliche Post hat von DHL, Tochter der Deutschen Post, das Zustellgeschäft und einen Großteil der Infrastruktur in Österreich übernommen.

Starker August

Drei Jahre waren die Post und DHL scharfe Konkurrenten in Österreich, bis Mitte 2018 die „Gespräche intensiviert“ wurden, wie Peter Umundum, Logistikvorstand der Post, erklärt. Der Beschluss zur Übernahme folgte im März 2019, die – nach einer Prüfung durch die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) – mit August schlagend wurde.

Bereits im ersten Monat stieg die von der Post beförderte Paketmenge um rund 30 Prozent auf 10,2 Millionen Stück – damit war der August nahe am vorigen Dezemberwert. „Ein Großteil unseres aktuellen Wachstums kommt von DHL“, bekräftigt Umundum. Im Gesamtjahr 2018 beförderte die Post 108 Millionen Pakete, das für 2022 anvisierte Ziel von 150 Millionen Paketen dürfte nun bereits ein Jahr früher erreicht werden.

Treibende Kraft sind die zunehmenden Bestellungen im Internet; Umundum rechnet auch in den kommenden Jahren mit einer Zunahme von je zehn Prozent. Stachel im Fleisch bleibt Amazon. Der US-Gigant ist sowohl Kunde, als auch Mitbewerber der Post, denn im Großraum Wien startete Amazon im Herbst 2018 mit der Eigenzustellung. „Wir spüren das“, sagt Umundum, ohne Zahlen zu nennen. Laut „Industriemagazin“ hätte auch Amazon ernsthaftes Interesse an DHL in Österreich gezeigt.

140 Mitarbeiter von DHL

Drei Verteilzentren (Wundschuh südlich von Graz, Enns in Oberösterreich und Wien-Liesing), zehn Zustelldepots, 650 Frächtertouren und 140 Mitarbeiter hat die Post von DHL übernommen. Im Konzern waren rund 170 Mitarbeiter mit dem Projekt beschäftigt. „Eine große Herausforderung dabei sind die IT und die Datenströme“, erklärt Umundum. Dass nicht alle der 220 DHL-Mitarbeiter in Österreich zur Post gewechselt seien, sei zur Kenntnis zu nehmen. „Ein Angebot haben alle bekommen.“ Pro Jahr stellt die Post 1000 Mitarbeiter neu ein.

Wenig Freude hat die Post mit den Auflagen durch die BWB. Die Post muss anderen Marktteilnehmern Leistungen anbieten, wie man sie für DHL und Hermes erbringt, etwa in der Vorsortierung. Hintergrund ist die marktbeherrschende Stellung: Lag der Anteil der Post auf dem Paketmarkt vor der DHL-Übernahme bei 47 Prozent, sind es nun rund 70 Prozent. DHL und die Post arbeiten indes auch in Tschechien und in der Slowakei in der Paketzustellung zusammen: In der Slowakei übernimmt die Post schrittweise die Mengen von DHL, in Tschechien ist es umgekehrt.

In Kalsdorf nahe Graz gehen die Bauarbeiten am größten österreichischen Logistikzentrum der Post rasch voran. Der Vollbetrieb wird Mitte 2020 erwartet. Den gerade übernommenen DHL-Standort in Wundschuh wird die Post (sie ist dort nur Mieter) mittelfristig aufgeben. Für die kommenden Spitzen (vor Weihnachten) wird Wundschuh aber dringend gebraucht. Wie auch das neue Logistikzentrum in Hagenbrunn (NÖ), das im September in den Vollbetrieb gehen wird.