Steigende Mieten und Zukäufe im Ausland haben bei Vonovia im ersten Halbjahr für deutlich mehr Gewinn gesorgt. Zudem profitierte Deutschlands größter Immobilienkonzern von seinem Geschäft mit der Projektentwicklung sowie geringeren Kosten bei der Bewirtschaftung der Wohnungen. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr bestätigte der DAX-Konzern am Freitag.

Am sonst schwachen Aktienmarkt kam die Halbjahresbilanz von Vonovia gut an. Die Aktie legte am Vormittag um 0,75 Prozent zu und gehörte damit zu den wenigen Gewinnern im sehr schwachen Leitindex DAX. Die Investitionen der Immobiliengesellschaft seien auf einem guten Weg, schrieb Analyst Jonathan Kownator von Goldman Sachs. Das Wachstum des operativen Gewinns habe seine Erwartung übertroffen. Das gelte auch für das Nettoanlagevermögen, während der Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft die Erwartungen in etwa getroffen habe.

Mieteinnahmen deutlich gestiegen

In den ersten sechs Monaten 2019 steigerte der DAX-Konzern das operative Ergebnis - gemessen an der für die Branche wichtigen Kenngröße Funds from Operations (FFO) - im Jahresvergleich um knapp 13 Prozent auf 609 Millionen Euro. Das war etwas mehr als von Analysten erwartet wurde. Dieser Wert ist unter anderem deshalb wichtig, da sich die Dividende danach richtet.

Das Unternehmen peilt für 2019 weiter ein operatives Ergebnis (FFO) von 1,17 bis 1,22 Milliarden Euro an. Ein Jahr zuvor hatte der Immobilienkonzern 1,13 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die Mieteinnahmen stiegen im ersten Halbjahr bei einem weiterhin geringen Leerstand um 13,9 Prozent auf gut eine Milliarde Euro. Die Nettomiete legte auf 6,64 Euro pro Quadratmeter zu - um 4,4 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig steckte Vonovia mit knapp 600 Millionen Euro um rund 65 Prozent mehr in Modernisierung und Neubau.

Heftige Kritik

Vonovia steht wie auch alle anderen großen Immobilienkonzerne seit einiger Zeit wegen anziehender Mieten in der Kritik. "Wohnen bleibt ein sensibles Thema", sagte Konzernchef Buch am Freitag. Bezahlbarer Wohnraum werde in Metropolen knapper. Er wehrte sich aber erneut gegen den Vorwurf von Mietwucher: Mit einem monatlichen Mietpreis von 6,64 Euro pro Quadratmeter sei Vonovia kein Luxusanbieter. Viele Wohnungen des Immobilienkonzerns seien nicht teurer als Sozialwohnungen.

"Und durch Enteignung und Mietendeckel entsteht keine einzige neue Wohnung", warnte der Vonovia-Chef. Erst kürzlich hatte sich der Berliner Senat auf Eckpunkte für einen Mietendeckel geeinigt, mit dem die Mieten in der Hauptstadt in den kommenden fünf Jahren eingefroren werden sollen. Eine Berliner Bürgerinitiative will zudem die Enteignung großer Immobilienunternehmen durchsetzen.

Zum geplanten Mietendeckel in Berlin sagte er: Momentan sei es noch zu früh, um zu sagen, wie Vonovia mit diesem umgehen werde. Sollte das Papier zum Einfrieren der Mieten in Berlin kommen, wovon er ausgehe, könnten die Mittel für Investitionen aber mit Sicherheit irgendwo anders auch eingesetzt werden. Nur etwa jede zehnte Wohnung von Vonovia befinde sich in der Hauptstadt.

Weitere Zukäufe geplant

Um für mehr Wohnraum zu sorgen, führe kein Weg am Neubau vorbei. In den ersten sechs Monaten habe das Unternehmen rund 800 Wohnungen fertiggestellt. Bis Ende des Jahres sollen es rund 2.500 Einheiten werden. Zudem will Vonovia keine bestehenden Mietwohnungen in Eigentum umwandeln.

Vonovia wächst seit Jahren durch Übernahmen, zuletzt expandierte das Unternehmen auch ins Ausland. Mittlerweile gehören Vonovia knapp 400.000 Wohnungen. Das in Bochum ansässige Unternehmen ist in den vergangenen Jahren vor allem durch Zukäufe von Rivalen wie Gagfah, Süddeutsche Wohnen (Südewo), Franconia und Wiener Conwert stark gewachsen. 2018 kamen Buwog in Österreich und Victoria Park aus Schweden hinzu. Auch zukünftig werde sich der Konzern nach Zukäufen in Österreich und Schweden umsehen, sagte Buch. Auch in Deutschland plant er Akquisitionen, aber derzeit seien diese sehr teuer.

Seit Jahren verdient Vonovia dank der anziehenden Mieten in den Großstädten glänzend. Dabei profitiert der Vermieter wie auch andere aus der Branche vor allem von modernisierten Wohnungen. In der Regel können sie die Mieten anschließend auch stärker erhöhen. Wegen der Wohnungsnot setzt der Konzern neben Modernisierung verstärkt auch auf Neubau und Aufstockung bestehender Gebäude.

Mit Blick auf die anhaltenden Proteste von Mietern wegen der teilweise kräftigen Mieterhöhungen nach Modernisierungen hatte Buch Ende 2018 einen Strategiewechsel angekündigt. Zukünftig steckt Vonovia deutlich weniger in energetische Modernisierungen deutscher Wohnungen, wie Dämmung oder den Austausch alter Fenster. Stattdessen nimmt das Unternehmen unter anderem mehr Geld für den Neubau und für die zugekauften Wohnungen in Schweden in die Hand. Seit Anfang des Jahres hat die deutsche Regierung das Mietrecht zugunsten von Mietern verschärft.