Heute steht die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei der Jobauswahl oft an erster Stelle, sogar noch vor dem Gehalt“, sagt Katharina Hofer-Schillen, Auditorin bei Beruf & Familie. Um das staatliche Gütesiegel als familienfreundliches Unternehmen zu erhalten, müssen Arbeitgeber und Mitarbeiter an zwei Workshops teilnehmen, bei welchen Maßnahmen für ein familienfreundliches Arbeitsumfeld besprochen werden. Danach erhält das Unternehmen ein Grundzertifikat und muss innerhalb von drei Jahren die besprochenen Maßnahmen umsetzen. „Für uns ist es besonders wichtig, dass die Maßnahmen auch realistisch sind“, meint Hofer-Schillen.

Erster Hotelbetrieb in Kärnten zertifiziert


Österreichweit sind derzeit rund 600 Unternehmen zertifiziert. Und sie haben, so Hofer-Schillen, eine um elf Prozent geringere Fluktuation und 23 Prozent weniger krankheitsbedingte Fehltage, als es im Schnitt der Fall ist. In Kärnten sind bisher 36 Unternehmen auditiert. Und eines davon ist der Sandwirth in Klagenfurt, der im Mai als erster Hotelbetrieb Kärntens das Grundzertifikat erhalten hat und dabei ist, die in den Workshops besprochenen Maßnahmen umzusetzen. „Das Unternehmen hat davon absolut profitiert“, sagt Geschäftsführerin Helvig Kanduth. Maßnahmen wie eine Handy-App für bessere Kommunikation und Informationsaustausch wurden bereits umgesetzt. Ein Begegnungsraum, damit die Mitarbeiter in den Pausen nicht gestört werden, ist in Planung, so Kanduth. Das Einbinden von Mitarbeitern in das Unternehmen wird durch die „Ich habe eine Idee“-Funktion in der neuen App gewährleistet.

Die Mitarbeiter vom Sandwirth in Klagenfurt freuen sich über die familienfreundlichen Maßnahmen
Die Mitarbeiter vom Sandwirth in Klagenfurt freuen sich über die familienfreundlichen Maßnahmen © KK/Sandwirth

Maßnahmen rasch umsetzen


Als Großunternehmen hat in diesem Jahr unter anderem die Kabeg, die Landeskrankenanstalten-Betriebsgesellschaft, mit der Umsetzung der Maßnahmen begonnen. „Wir wollen als attraktiver Arbeitgeber nicht nur wahrgenommen werden, sondern auch wirklich einer sein“, sagt Bernhard Goldbrunner, Unterabteilungsleiter Human Resources bei der Kabeg. Ein neues Kommunikationskonzept und eine bessere Wiedereingliederung für Mitarbeiter nach längeren Krankenständen wurden bereits umgesetzt. Im Klinikum Klagenfurt werden Coaching und Beratung für Eltern angeboten und ein Modell für geringfügige Beschäftigung während der Karenz wird im LKH Villach verwirklicht. Noch in der Planung sind neue Arbeitszeitmodelle für die Mitarbeiter. „Wir streben das endgültige Zertifikat an und werden die Maßnahmen rasch umsetzen“, sagt Goldbrunner.