Fusionskosten in Höhe von 300 bis 400 Millionen Euro berechnete Prof. Werner Hoffmann in einem Gutachten zur Strukturreform, die 21 Sozialversicherungsträger zu fünf fusioniert. Dem gegenüber stehe ein Einsparungspotenzial von rund 300 Millionen pro Jahr. Für Matthias Krenn, seit 1. April für die Überleitung der neun GKK in die Gesundheitskasse (ÖGK) sowie den neuen Dachverband zuständig, Beleg dafür, dass die Reform „kein Selbstzweck ist, sondern den 7,2 Millionen Versicherten dient“. Die Kosten würden „in eineinhalb Jahren amortisiert“.

"Tendenziell geht es nach oben"

Der von der SPÖ vertretene Ansicht, die von der Regierung versprochene „Patientenmilliarde“ würde zur Milliardenbelastung, widerspricht Krenn: „Die Reform bringt Einsparungen bei einer höheren Qualität für jeden einzelnen.“ Bis Ende 2020 soll die von Hauptverband-Chef Biach angestoßene Leistungsharmonisierung „komplett abgeschlossen sein“. Nicht immer orientiere man sich am höchsten Niveau: „Tendenziell geht es aber nach oben.“

"Ein Knackpunkt ist gelöst"

Der Bundesobmann der Freiheitlichen Wirtschaft, Vize-Präsident der WKÖ und Bürgermeister von Bad Kleinkirchheim sieht einen Knackpunkt bereits gelöst: Bestellung des Managements sowie die Geschäftsaufteilung erfolgten ohne Gegenstimmen. „Jetzt können uns jetzt dem anspruchsvollen inhaltlichen Prozess widmen.“ Dass die Zeit dafür „verdammt eng“ sei, gesteht er zu. „Das wurde uns von der Regierung so vorgegeben.“

Krenn versichert, der Reformprozess – über 2400 Fragestellungen werden in 62 Arbeitsgruppen bearbeitet – sei auf Kurs. „Wir liegen mit den meisten Themen im grünen Bereich, wenige sind gelb, keines auf rot.“ Ob der Start mit 1. 1. 2020 gelingt? „Ja – ich sehe es sportlich.“

"Es ging nie um Zentralisierung"

Das Mantra, „zentral zu planen und regional zu handeln“, wiederholt er gerne. „Es ging nie um Zentralisierung.“ Das zeige sich auch darin, dass die künftigen ÖGK-Landesstellen für Fachbereiche wie Verträge, Abrechnung, Finanzen oder Meldewesen bundesweit zuständig sein sollen.

Krenn glaubt nicht, dass die nächste Regierung die Reform noch stoppen werde: „Ich sehe keine Mehrheit, die das in die Luft sprengt.“ Dass er „das größte Reformprojekt der Zweiten Republik“ verantwortet, mache ihn „schon stolz“. Bisher hatte er es in seiner Partei „nicht immer leicht, weil ich ein kritischer Mensch bin“.