Vom Petersdom in Rom bis zur Akropolis in Athen, von den Pyramiden in Ägypten bis zur Moschee in Mekka oder der FelsenstadtPetra in Jordanien – schon ein flüchtiger Blick auf die Referenzliste lässt staunen. Margit Leidinger hat mit ihrem Familienunternehmen „Finalit“ eine bemerkenswerte Nische auf dem Weltmarkt erobert. Vereinfacht gesagt, ist der Betrieb mit Hauptsitz in Baden auf die Reinigung, die Pflege und den Schutz von Fliesen- und Steinoberflächen spezialisiert.

Spezialauftrag in Paris

Wenn es um Kulturdenkmäler in aller Welt und historisches Gestein geht, sind Leidinger und ihr Team eine global gefragte Anlaufstation. Die 50-Jährige bezeichnet ihr Tätigkeitsfeld gerne als „Kosmetik für den Stein“. Ein ganz aktueller Auftrag: Das Know-how des 1997 gegründeten, rund 45-köpfigen Unternehmens wird schon bald auch beim Wiederaufbau der Pariser Kathedrale Notre-Dame gefragt sein, wie Leidinger im Gespräch mit der Kleinen Zeitung verrät.

Demnächst wird Leidingers Unternehmen Finalit beim Wiederaufbau von Notre Dame in Paris gefragt sein
Demnächst wird Leidingers Unternehmen Finalit beim Wiederaufbau von Notre Dame in Paris gefragt sein © KK

Das Bauwerk wurde bekanntlich Mitte April bei einem Großbrand schwer zerstört. „Das Feuer hat auch die Steine stark in Mitleidenschaft gezogen“, so Leidinger, die davon ausgeht, dass Finalit in „einem halben bis Dreivierteljahr“ abschnittsweise, also nach und nach, mit der Sanierung der Steine beginnen kann. Die Arbeiten an derart bedeutenden Kulturdenkmälern bringe auch eine immense Verantwortung mit sich, doch die Erfahrung des Teams und die hinter den Finalit-Produkten steckende Technologie geben Sicherheit.

Graffitis auf der Akropolis

Zudem seien Aufträge in dieser „Liga“ mit entsprechenden Vorlaufzeiten und Tests verbunden. So ist Leidinger, die die HTL für Hochbau in Linz sowie ein Wirtschaftsstudium an der WU Wien absolviert hat, geübt in Verhandlungen mit Altertumsbehörden und Kulturministerium rund um den Globus.

Eine aktuelle Aufnahme von Notre Dame
Eine aktuelle Aufnahme von Notre Dame © KK

Wie angelt man sich also so spektakuläre Aufträge? „Das ist ganz unterschiedlich“, so Leidinger. Vielfach laufe das über Ausschreibungen von Behörden oder Ministerien oder über Architekten, mit denen man schon öfter zusammengearbeitet habe. In dieser Spezialnische kennt man sich. Auch die britische Fernsehanstalt BBC war übrigens schon Auftraggeber: Für eine TV-Dokumentation in Athen wurde Finalit damit beauftragt, Graffitis von der Akropolis zu entfernen.

In England sind die österreichischen Spezialisten ohnehin bestens bekannt. In London wurde Leidinger für ihre Verdienste sogar mit der britischen Ehrenauszeichnung „Freeman of the City“, einer Auszeichnung auf Lebenszeit, geehrt. So hat Finalit u. a. beim Diana-Denkmal im Hyde-Park dafür gesorgt, dass die Steine gegen Verschmutzung und Umwelteinflüsse geschützt werden. Gleiches gilt für das neue D-Day-Denkmal, das zum 75. Jahrestag in der Normandie eingeweiht wurde. Bei der Zeremonie am 6. Juni waren u. a. US-Präsident Donald Trump und Frankreichs Staatschef Emanuel Macron zugegen.

Das D-Day-Denkmal in der Normandie.
Das D-Day-Denkmal in der Normandie. © Finalit

Doch wie kam es eigentlich dazu, dass Margit Leidinger zur international anerkannten „Steinkosmetikerin“ wurde? Ihr Vater hatte einen Steinmetzbetrieb in Wels. Wie schon ihre Eltern hat auch sie eine „Leidenschaft für das Unternehmertum“ – auch wenn ihre berufliche Karriere erst einmal ganz anders begann. Nach dem Studium war sie für ein Jahr für den französischen Ölriesen Total in Abu Dhabi tätig. Doch das Unternehmergen in ihr setzte sich letztlich durch.

Expansionspläne

„Die Idee, Kosmetik für den Stein zu bieten, hat mich fasziniert. Ich habe mir gedacht, probieren wir es einfach einmal.“

Das „Alltagsgeschäft“ von Finalit, der Jahresumsatz lag zuletzt bei rund fünf Millionen Euro, beschränkt sich freilich nicht auf historische Bauwerke allein. Auch Steinoberflächen wie Terrassen, Böden oder Fassaden in Privathäusern, Kirchen, Museen oder Hotels werden behandelt. Mittlerweile habe man 22 Produkte im Portfolio, auf Forschung und Entwicklung bei der Zusammensetzung der Reinigungsprodukte werde großer Wert gelegt, so Leidinger. Man arbeite u. a. an ökologisch unbedenklichen Flüssigkeiten auf Kunststoff-Polymer-Basis, die Wasser von außen abperlen lassen und Schmutz abwehren. Leidinger verweist auch auf eine eigens programmierte App, die eine automatische Materialerkennung zulässt.

Nach der Expansion nach Deutschland will man mittels Franchisesystem auch in Österreich weiterwachsen. Leidinger: „Wir suchen auch in der Steiermark und in Kärnten Partner“, erste Gespräche gab es bereits.