Rudolf Haberleitner, Ex-Sanierer und Ex-Boss der Drogeriehandelskette Dayli, die er aus den Trümmern der Schlecker-Pleite erschaffen wollte, muss sich ab heutigem Dienstag vor einem Linzer Strafgericht verantworten - sechs Jahre nach der Pleite von Dayli, bei der 3500 Frauen in Österreich den Arbeitsplatz verloren haben.

Nach langen Ermittlungen wurden gegen den mittlerweile 74-Jährigen die Vorwürfe des schweren Betruges und der betrügerischen Krida zwar fallengelassen. Die Staatsanwaltschaft erhob aber Anklage gegen Haberleitner und eine weitere Person wegen grob fahrlässiger Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen. Der maximale Strafrahmen beträgt zwei Jahre Haft.

Eine Chronologie der Dayli-Pleite finden Sie hier.

"Wir haben nichts angestellt"

Die beiden Angeklagten sollen ab August 2012 Geschäftsbücher oder geschäftliche Aufzeichnungen nicht oder nur so geführt haben, dass ein zeitnaher Überblick über die wahre Vermögens-, Finanz- und Ertragslage erheblich erschwert wurde, so der Vorwurf. Kontrollmaßnahmen habe es keine gegeben. Haberleitner soll sich laut Anklage überhöhte Bezüge auszahlen und ein überteuertes Dienstfahrzeug zur Verfügung stellen lassen haben.

Vor dem Prozessstart hat die Kleine Zeitung mit Rudolf Haberleitner gesprochen. "Wir haben nichts angestellt. Wir haben viel investiert, aber Millionenbeträge verloren. Bereichert haben sich andere. Ich hoffe, dass der Richter das endlich einmal feststellen kann", sagt der Mann, der offiziell Pensionist ist und nach seinen Angaben von "einer winzigen Pension" lebt (allerdings wurde der erste Verhandlungstermin im April vertagt, da Haberleitner an einer Investmentkonferenz teilnahm).

"Man trampelt auf mir herum ..."

Wer sich am Niedergang von Dayli bereichert haben soll, will Haberleitner nicht konkretisieren: "Ich sage nichts dazu."

Er sei der falsche Beschuldigte, wiederholt Haberleitner, da er bei Dayli nicht operativ tätig gewesen sei. "Man trampelt auf mir herum wie auf einem Idioten. Dabei habe ich das gemacht, was alle wollen - Nahversorgung. Indem ich den Konzern (Schlecker, Anmerkung der Red.) gekauft habe, habe ich dem Staat viel Geld erspart, die die Insolvenz gekostet hätte."

Dayli übernahm die Schlecker-Standorte, doch der Erfolg blieb aus.
Dayli übernahm die Schlecker-Standorte, doch der Erfolg blieb aus. © APA/ROBERT JAEGER

Als "unfassbar, irre, wahnwitzig" bezeichnet Haberleitner die Umstände, unter denen Dayli die Insolvenz habe anmelden müssen, aber auch die Vorwürfe, die die Staatsanwaltschaft gegen ihn erhebt.

Fahrplan am ersten Verhandlungstag

Der Vorwurf, man habe die Buchhaltung nicht schnell genug auf ein modernes System umgestellt und die 2011er-Bilanz nicht rasch genug veröffentlicht, sei nicht haltbar. "Ich weiß gar nicht, warum ich angeklagt bin. Und ich hoffe, dass ich freigesprochen werde", sagt der gebürtige Kremser, der seit einigen Jahren im steirischen Mariazell lebt.

Am ersten Verhandlungstag stehen Haberleitners Einvernahme sowie jene des zweiten Beschuldigten auf dem Programm. Zeugen seien noch nicht geladen, wie lange sich der Prozess hinziehen werde, konnte Landesgerichtssprecher Walter Eichinger noch nicht sagen.