Die französische Regierung besteht bei der geplanten Fusion von Renault mit dem italienisch-amerikanischen Autobauer Fiat Chrysler auf Arbeitsplatzgarantien. "Ich habe dem Renault-Chef sehr deutlich gesagt, dass es die erste der Garantien ist, die ich von ihm bei der Aufnahme dieser Verhandlungen wollte", sagte Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire am Dienstag.

Garantie für Job-Erhalt

Er wolle eine Garantie für den Erhalt von Arbeitsplätzen und Industrieanlagen in Frankreich. Zudem müsse Frankreich im neuen Vorstand vertreten sein. Als weitere Forderung machte Le Maire geltend, dass der neue Konzern führend bei der Entwicklung von Batterien für Elektroautos sein müsse.

Beteiligung reduziert sich auf Hälfte

Der französische Staat ist mit 15 Prozent an Renault beteiligt. Bei einem Zusammenschluss würde sich der Anteil auf 7,5 Prozent halbieren, sagte Le Maire. Wegen schärferer Klimavorgaben und steigender Kosten für die Entwicklung von umweltfreundlicheren Motoren und E-Autos steigt auf die Hersteller schon längere Zeit der Druck, Kooperationen und Fusionen zu suchen. Fiat Chrysler und Renault gehen nach eigenem Bekunden davon aus, ihre Kosten nach einem Zusammenschluss um jährlich fünf Mrd. Euro zu senken. Damit hätten sie dann auch mehr Geld für Investitionen in die E-Mobilität zur Verfügung.

Nissan am falschen Fuß erwischt

Die mögliche Fusion zwischen dem französischen Autobauer Renault und dem US-italienischen Konzern Fiat Chrysler hat Nissan offenbar kalt erwischt. "Das ist ein schlecht überlegter und schlecht gemachter Plan", schäumt am Montag ein Nissan-Vertrauter, gefragt nach der Reaktion auf das geplante Zusammengehen.

So richtig gut funktioniert hat die seit 1999 bestehende "Allianz" zwischen Renault und Nissan sowieso nicht mehr - nun rechnen Beobachter damit, dass sich die Partner noch weiter voneinander entfernen könnten.

Nissans Motor stottert

"Nissan scheint nicht informiert worden zu sein", sagt der Analyst Satoru Takada von der Beratungsfirma TIW in Tokio. "Das ist unangenehm für sie und könnte unnötiges Misstrauen bei Nissan-Managern gegenüber Renault schaffen."

Heikle Phase

Die Fusionspläne mit Fiat Chrysler (FCA) platzen zudem in eine heikle Phase: Der Gewinn von Nissan sank im abgelaufenen Geschäftsjahr auf den niedrigsten Stand seit acht Jahren, die Prognose für das laufende Jahr ist düster. Der ehemalige Verwaltungsratschef Carlos Ghosn wartet derzeit in Japan auf seinen Prozess - Nissan wirft ihm eine Vielzahl von Finanzdelikten vor, sein ehemaliger Ziehsohn Hiroto Saikawa machte sogar Ghosns "exzessive Investitionen" für die schlechten Zahlen mitverantwortlich.

Nissans schwache Position

Ghosn war die Klammer, die Renault und Nissan zusammenhielt. Seit seiner Verhaftung im November ist die Beziehung zwischen den Franzosen und den Japanern deutlich abgekühlt.

"Oberste Priorität für Renault hat jetzt FCA", sagt Takada. Für Nissan sei die mögliche Fusion "kein Plus". Denn die Position des japanischen Autobauers in diesem Szenario sei eine geschwächte. Das Angebot von Fiat, das Renault nun "mit Interesse" prüft, zeige den Japanern, dass sie beim französischen Autobauer nicht länger auf Platz eins stehen, meint auch Analyst Christopher Richter von CLSA in Tokio.

Die Tür stehe offen

Nissan-Chef Saikawa gibt sich am Montag cool: Er sei "offen für konstruktive Gespräche zur Stärkung der Allianz" mit Renault, sagt er vor Journalisten. Das Thema dürfte bei seinem Treffen mit Renault-Chef Jean-Dominique Senard am Mittwoch zur Sprache kommen.

Auf der anderen Seite könnten Renault und FCA Nissan gut als Dritten im Bunde gebrauchen. "Die Tür steht offen für Nissan", versichern denn auch Verhandlungskreise in Paris. Ein Branchenexperte erklärt: "Nissan ist immer noch ein wichtiges Teil im Puzzle, denn sie sind in China gut im Geschäft, wo weder Renault noch FCA stark sind." Und Nissan würde den kleineren japanischen Partner Mitsubishi mitbringen, der viele Autos in Südostasien verkauft.

Zusammen würden Renault, FCA, Nissan und Mitsubishi fast 16 Millionen Fahrzeuge im Jahr produzieren. Und nach 20 Jahren Partnerschaft ist Nissan vielleicht auch zu stark mit Renault verwachsen, um eine Trennung zu wagen. "Es gibt zu viele gemeinsame Projekte", gibt eine weitere Nissan nahestehende Quelle zu bedenken. "Die Allianz in ihrer derzeitigen Form ist bereits unumkehrbar."

Die Reaktion der Anleger

Ein Zusammenschluss von Renault, FCA, Nissan und Mitsubishi berge "jede Menge Synergien - falls es klappen sollte", fasst Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer zusammen. "Aber gleichzeitig auch jede Menge Empfindlichkeiten und Komplexitäten."

Die Anleger scheinen letzterer Einschätzung zuzuneigen: Die Aktienkurse von Renault und FCA schossen mit der offiziellen Veröffentlichung der Fusionspläne am Montag nach oben - der Kurs von Nissan kletterte moderat um ein Prozent.