Im Zollstreit mit der Volksrepublik China vollzieht US-Präsident Donald Trump wieder einmal eine Kehrtwendung. Oder zumindest eine halbe Drehung. Jedenfalls scheint er einzulenken. Denn trotz der Eskalation der letzten Tage, in denen die USA und China wechselseitig neue Zölle angekündigt haben, gibt sich Trump optimistisch, doch noch eine Lösung in dem Konflikt zu finden. Er peile ein Treffen mit seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping auf dem G-20-Gipfel Ende Juni in Japan an, sagte Trump am Montag in Washington. "Vielleicht passiert etwas. Ich denke, wahrscheinlich wird es ein sehr fruchtbares Treffen."

Wenig später sagte er auf einer Dinner-Veranstaltung im Weißen Haus, in "drei oder vier Wochen" sollte feststehen, ob die Reise der US-Handelsdelegation nach Peking vor zwei Wochen etwas gebracht habe. "Aber ich habe das Gefühl, dass es sehr erfolgreich sein wird."

China fordert Gleichberechtigung

Chinas Außenminister Wang Yi sagte nach Angaben seines Büros auf einer Russland-Reise, die Unterhändler beider Staaten verfügten über "die Fähigkeit und die Weisheit", auf "vernünftige Forderungen" des jeweils anderen einzugehen und "am Ende eine für beide Seiten vorteilhafte Win-Win-Vereinbarung zu erzielen". Die Gespräche zwischen China und den USA seien aber keine "Einbahnstraße". Sie müssten auf der Grundlage der Gleichberechtigung geführt werden.

Trump hatte am Freitag neue Zölle auf chinesische Importe im Wert von 200 Milliarden Dollar angeordnet. Er lässt angesichts der zuletzt festgefahrenen Verhandlungen zudem höhere Abgaben auf alle übrigen Einfuhren aus der Volksrepublik vorbereiten. Dabei geht es um Waren im Wert von etwa 300 Milliarden Dollar. China kündigte am Montag im Gegenzug an, ab Juni zusätzliche Zölle auf amerikanische Waren im Volumen von 60 Milliarden Dollar zu erheben. Die Zuspitzung des Konflikts schürt Sorgen vor schwerwiegenden Folgen für die Weltwirtschaft und belastet die Börsen.

Drohung, aber noch keine Entscheidung

Trump sagte, noch sei keine Entscheidung über weitere Zölle auf chinesische Importe gefallen. Das Büro des Handelsbeauftragten Robert Lighthizer teilte mit, man wolle sich im Juni mit der Option befassen, weitere Zölle von bis zu 25 Prozent zu verhängen auf 3805 Warengruppen. Auf der Liste stünden Handys und Laptops. Medikamente würden aber ausgenommen. Trump stellte von dem Handelskonflikt besonders betroffenen US-Landwirten Hilfen in Höhe von 15 Milliarden Dollar in Aussicht. Details nannte er nicht.