Der umstrittene Kauf des US-Saatgutkonzerns Monsanto und brummende Pharmageschäfte haben dem deutschen Bayer-Konzern einen guten Jahresauftakt beschert. Im ersten Quartal 2019 zogen die Konzernumsätze um 4,1 Prozent an, wie der DAX-Konzern am Donnerstag mitteilte. Bei diesem Prozentwert sind Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe herausgerechnet.

Diese inbegriffen - also inklusive des Monsanto-Anteils - schnellte der Umsatz um 42,4 Prozent auf gut 13 Milliarden Euro nach oben. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg sogar um 44,6 Prozent auf knapp 4,2 Milliarden Euro.

Stellenabbau kostet

Allerdings muss Bayer hohe Kosten schultern - einerseits für die Einbindung von Monsanto in den Konzern, andererseits für den angekündigten Konzernumbau auch in anderen Bereichen. So sollen in Deutschland 4.500 Stellen wegfallen und damit jeder siebente Arbeitsplatz, im Ausland wird ebenfalls der Rotstift gezückt. In Leverkusen, Monheim, Dormagen, Wuppertal und Berlin dürften daher viele Beschäftigte grübeln, ob sie Abfertigungen oder Vorruhestandsangebote annehmen und aus dem Unternehmen ausscheiden.

Solche Umstrukturierungen kosten zunächst einmal Geld - im ersten Quartal waren es knapp 400 Millionen Euro, zudem fielen wegen des Kaufs und der Integration von Monsanto knapp 500 Millionen Euro an. Unter anderem wegen dieser Effekte schrumpfte das Konzernergebnis auf 1,2 Milliarden Euro und fiel damit um mehr als ein Drittel geringer aus als im Vorjahreszeitraum.

Bayer-Chef Werner Baumann freute sich dennoch über einen starken Start ins Geschäftsjahr. Auch das Pharmageschäft habe sich "sehr erfreulich" entwickelt, sagte er. In der Sparte zog der Umsatz um knapp sieben Prozent auf 4,4 Milliarden Euro an.

Landwirtschaft trägt Hälfte des Geschäfts

Auch mit Blick auf den Verkauf von Saatgut und Pflanzenschutz war Baumann zufrieden: Ohne die Währungs- und Übernahmeeffekte zog die Sparte "Crop Science", in der Monsanto aufging, um 5,5 Prozent an. Vor allem in Nord- und Südamerika lief es besser als zuvor. Mit 6,4 Milliarden Euro macht die Sparte nun fast die Hälfte des Konzerngeschäfts aus und ist damit der wichtigste Konzernteil. Vor einem Jahr lag der Anteil noch nicht einmal bei einem Drittel.

Nicht so gut lief es in dem dritten Konzernbereich, den rezeptfreien Arzneimitteln - beim Umsatz und Ergebnis gab es rote Zahlen. Zum Verkauf steht weiterhin die Sparte Tiergesundheit, also Mittel etwa für kranke Hunde, Katzen oder Rinder. Details zur Loslösung wurden nicht genannt - es hieß nur, dass entsprechende Vorbereitungen "im Gange" seien. Mit einem Umsatzanteil von etwa drei Prozent ist die Tiergesundheit für Bayer nur ein Nebenstrang im Gesamtgeschäft.

Klagewelle in USA

Weiterhin bedrohlich sieht die Klagewelle in den USA aus, wo Menschen wegen mutmaßlicher Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter Schadenersatz fordern. Die Zahl der Kläger stieg bis Mitte April auf rund 13.400, das sind 2.200 mehr als Ende Jänner. Die Zahl zieht seit August stark an, nachdem ein Geschworenen-Gericht einem Krebspatienten hohen Schadenersatz zugesprochen hatte. Im März musste Bayer die nächste Gerichtsschlappe einstecken. Die Urteile - und wohl auch die im Raum stehenden Summen von jeweils rund 80 Millionen US-Dollar - dürften weitere Kläger angezogen haben.

Im ersten Verfahren ging Bayer bereits in Berufung und im zweiten Verfahren wollen sie dies noch tun - sie hoffen auf günstigere Entscheidungen von Berufsrichtern in der nächsten Instanz.

Aus den insgesamt positiven Quartalszahlen könnte Konzernchef Baumann etwas Selbstbewusstsein schöpfen. Das wird er auch brauchen, wenn er an diesem Freitag bei der Hauptversammlung vor die Bayer-Aktionäre tritt und von einigen Anteilseignern vermutlich herbe Kritik einstecken muss. Bereits im Vorfeld hatten auch Großaktionäre ihren Unmut über den Monsanto-Kauf samt heftiger Kursverluste an der Börse kundgetan. Eventuell steht sogar die Entlastung des Vorstands auf dem Spiel, zumindest dürften traditionell hohe Zustimmungswerte dieses Mal aber nicht machbar sein. Noch vor einem Jahr war der Bayer-Vorstand von gut 97 Prozent des bei dem Aktionärstreff vertretenen Grundkapitals entlastet worden.