Ein Fokus auf Start-ups, eine Risikokapitaloffensive und die leichtere Zugänglichkeit zu Förderprogrammen für Unternehmen: Das sind die ersten Schwerpunkte von Christoph Ludwig als Geschäftsführer der steirischen Wirtschaftsförderung (SFG). Der Südsteirer und Sohn einer „Unternehmerfamilie, die in der Steiermark in 17. Generation tätig ist“, hat das Amt am 1. April von Langzeitchef Burghard Kaltenbeck übernommen. Der Betriebswirt diente seit 2002 den Wirtschaftslandesräten Schöpfer, Paierl, Buchmann und Eibinger-Miedl als Finanzexperte und seit 2012 als Büroleiter.

Außergewöhnlich gut nennt Ludwig das Umfeld für seinen Start, denn „wir haben Projekte in der Höhe von rund 200 Millionen Euro in der Pipeline der SFG. Das bestätigt, dass die Steiermark in Fahrt ist“. Denn die „Projekt-Pipeline“ sei stets auch ein guter Gradmesser für die konjunkturelle Standortentwicklung.

Headquarter für Cyber-Sicherheit in Graz

Einiges, was in den vergangenen Jahren begonnen wurde, will Ludwig verstärken, etwa die Förderung von Innovations- und Technologiehubs. „Mit dem Silicon Alps Cluster für Mikroelektronik und IT wurde so etwas wie ein Magnet geschaffen, der die Steiermark für große und mittlere Unternehmen der Branche interessant macht.“

Jüngste Beispiele seien der Ausbau des Grazer Infineon-Standortes oder die Investition von SGS: Der Konzern aus der Schweiz errichtet in Graz sein weltweites Hauptquartier für Cyber-Sicherheit und in Kooperation mit der Technischen Uni ein Forschungszentrum.

„Mit unserem Ökosystem, das wir in diesem Bereich bieten, haben wir uns gegen internationale Konkurrenz durchgesetzt“, so Ludwig und kündigt an: „Es gibt ähnliche Projekte, wo wir uns noch in einem Wettbewerb befinden. Dort, wo Tauben sind, fliegen weitere Tauben zu.“

Warum Wirtschaftsförderung wichtig ist

Geht es um die Ansiedelung neuer Unternehmen, sei Wirtschaftsförderung ein sehr wichtiger Faktor, sagt Ludwig, der vor seiner Laufbahn in Politbüros unter anderem als Acquisitions Manager für Siemens gearbeitet hat. „Entscheidend für Unternehmen sind Forschung und Entwicklung, Standortkosten und die Verfügbarkeit von Fachkräften.“

Der Fachkräftemangel, bestätigt der SFG-Chef, sei aktuell das drängendste Problem für steirische Betriebe. Die SFG nehme sich des Themas mit eigenen Förderprogrammen an, um brach liegendes Potenzial zu nutzen. Für die restriktive Zuwanderungspolitik der Bundesregierung habe er Verständnis, was aber die Abschiebung von Asylwerbern in Lehre betrifft, „hätte ich mir im Sinne der Wirtschaft einen großzügigeren Zugang gewünscht“. Ihm sei wichtig, dass internationale Fachkräfte in die Steiermark kommen. 15.000 Slowenen und 10.000 Ungarn arbeiten bereits in der Steiermark.

Risikokapital-Offensive

Gas geben will Ludwig beim Einsatz von Risikokapital, wie er sagt. „Offensive“ heißt, dass vorhandene Aktivitäten wie Finanzierungsunterstützungen, stille Beteiligungen (derzeit sind es über 40) und das Betreiben von Gründerzentren verstärkt werden sollen. Im Bereich der Start-ups will der neue SFG-Chef „von internationalen Hotspots wie Tel Aviv, Berlin oder London lernen, um sie mit regionalen Stärken zu verschränken“.

Im vergangenen Jahr hat die SFG 2400 Förderungen abgewickelt, die zu Investitionen in der Höhe von 300 Millionen Euro geführt haben. Dennoch werden nicht alle Förderprogramme ausgeschöpft. Eine künftige Stoßrichtung sei daher die Senkung von Eintrittsbarrieren und Hemmschwellen. Pilotprojekte, wo die Anträge online und einfacher abgewickelt werden, laufen laut Ludwig positiv und sollen erweitert werden.