1 Der österreichische Heizölhandel testet in einem Pilotprojekt die „grüne“ Brennstoffalternative HVO. Was ist der Hintergrund?
Der fossile Brennstoff Heizöl passt nicht in die Klima- und Energiestrategie des Bundes, die lautet: „Raus aus dem Öl.“ Doch andererseits gibt es 760.000 Ölheizungen in Österreich – und der Energiehandel will weiterhin möglichst viele Abnehmer beliefern. Daher werden Alternativen gesucht und getestet. Es geht für viele Brennstoffhändler ums wirtschaftliche Überleben.

2 Was ist HVO und ist es wirklich sauberer?
Die Abkürzung steht für Hydrotreated Vegetable Oil. Der aus hydrierten pflanzlichen oder tierischen Ölen erzeugte Brennstoff produziert keinen Feinstaub und liegt bei sämtlichen Emissionen von Kohlen- und Stickstoffen „deutlich unter den Grenzwerten“, wie eine Studie der Österreichischen Energieagentur im Auftrag der Wirtschaftskammer bestätigt.

3 Wer erzeugt HVO und welche Rohstoffe kommen zum Einsatz?
In Österreich gibt es keine eigene Produktion, daher greift man auf den finnischen Mineralölkonzern Neste zurück. Neste setze für die HVO-Produktion „hauptsächlich Palmöl“ ein, erklärt Peter Traupmann, Geschäftsführer der Energieagentur (EA). Ralf Winter vom Umweltbundesamt sagt, dass die Menge an Palmöl für das nach Österreich importierte HVO auf Agrarflächen angebaut wurde. Importierte Biokraftstoffe müssen Nachhaltigkeitskriterien erfüllen, dazu gehört, dass kein Regenwald abgeholzt werden darf. Bis jetzt wurde HVO in Österreich lediglich im Verkehrssektor eingesetzt.

Neste widerspricht der Behauptung, überwiegend auf Palmöl zu setzen. 80 Prozent der Rohstoffe würden aus diversen Abfällen und Rückständen stammen, 20 Prozent aus Ölen, darunter Palmöl. Das Palmöl sei zu 100 Prozent zertifiziert. "Wir wissen genau, woher es kommt und akzeptieren weder die Verletzung von Menschenrechten, noch die Abholzung von Wäldern", erklärt Susanna Sieppi von Neste.

Jürgen Roth, Obmann des Fachverbandes für Energiehandel in der Wirtschaftskammer, sagt zur Kleinen Zeitung, er habe für den Test in Heizungen "100 Prozent Palmöl-freies HVO bestellt".

4 Wenn HVO aus Palmöl gewonnen wird, ist dessen Einsatz dann
ökologisch sinnvoll?
„Unsere Position ist eindeutig“, erklärt Traupmann: „HVO ist nur sinnvoll, wenn es aus einer einheimischen Produktion gewonnen wird.“ Und zwar aus Ölen, die in der Landwirtschaft hergestellt werden, oder aus Speisefetten und Altölen, die über ein Sammelsystem gewonnen werden. „Für uns ist es keine Lösung, importiertes Öl und Palmöl zu verwenden, um fossiles Öl zu ersetzen“, sagt Traupmann.

5 Wie realistisch ist es, dass HVO in absehbarer Zeit in Österreich
hergestellt wird?
Jürgen Roth hat sich zuletzt für den Aufbau einer heimischen Produktion ausgesprochen und als Zeithorizont das Jahr 2025 genannt. Die Energieagentur sieht die Möglichkeiten gegeben. Zum Beispiel sei die Landwirtschaft bemüht, mehr Eiweiß im Inland zu erzeugen, das würde mit einer HVO-Produktion Hand in Hand gehen. „Ob es aber dazu kommt, entscheidet am Ende der Markt“, betont Traupmann.

6 Viele Heizkessel sind alt. Können sie mit synthetischem Brennstoff betrieben werden?
Bei alten Kesseln ist die Einsatzmöglichkeit noch unklar. Doch sei es Ziel, alte Kessel nach und nach zu tauschen, sagt die EA. Technisch sicher ist HVO in neuen Brennwertgeräten, davon gibt es in Österreich derzeit rund 70.000. Traupmann: „Geht man davon aus, dass diese Geräte in den nächsten 10 bis 20 Jahren nicht getauscht werden, ist HVO eine Alternative, wenn jemand nicht mehr mit Öl heizen will.“

7 Der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich rät zu einem Heizungsumstieg. Was sagt der Experte dazu?
„HVO gibt es derzeit nicht aus Österreich. Es gibt andere erneuerbare Heizstoffe wie Pellets, Hackgut oder die Wärmepumpe. Unsere klare Empfehlung lautet: Ist ein Kessel zu tauschen, dann auf einen, der mit erneuerbaren Quellen funktioniert“, so Traupmann.

8 Taugt HVO als alternativer Kraftstoff für Flugzeuge?
Im Flugverkehr wurde HVO getestet und gilt als Hoffnungsträger, Kerosin ersetzen zu können. Die Anforderungen sind höher, etwa wegen der nötigen Kältebeständigkeit bis 50 Grad unter null. Und es stellt sich die Frage, ob und wie die riesigen Mengen, die der Luftverkehr benötigt, erzeugt werden können. Doch das ist eine andere Geschichte.