Auch wenn weiterhin die Hoffnung besteht, dass es beim Brexit zu einer Einigung mit den Briten kommt und ein Austritt ohne Vertrag nicht stattfinden wird: Die EU bereitet sich auf genau dieses Szenario vor.

Ein Punkt ist die Frage der Reisefreiheit für britische Staatsbürger. An sich will die EU den Briten auch bei einem harten Brexit die Visa-Freiheit gewähren. Doch der jahrhundertelange Streit zwischen Spanien und Großbritannien um Gibraltar setzt dem Vorhaben vorerst ein Ende. Denn auf Drängen Spaniens hat die EU-Kommission - mit Zustimmung von 26 EU-Staaten - in den Gesetzesvorschlag Gibraltar als "Kolonie" bezeichnet. Spanien will damit deutlich machen, dass es die Zugehörigkeit Gibraltars zum Großbritannien nicht anerkennt.

Doch die spanische Regierung hat die Rechnung ohne das EU-Parlament gemacht. Diese lehnte die Visa-Ausnahmeregelung für Briten eben wegen dieses Gibraltar-Passus ab, wie der britische Guardian berichtet. Das EU-Parlament schlägt nun vor, den entsprechenden Absatz einfach durch eine Formulierung zu ersetzen, wonach es eine "Kontroverse zwischen Großbritannien und Spanien" gebe.

Kommt es zu einem Brexit-Deal oder einer Absage des Brexit hätte dieser Streit natürlich keine Auswirkungen. Doch wenn Großbritannien ohne Vertrag aus der EU fliegt, könnten Reisen in die EU für Briten teuer werden. Denn es gäbe dann keine Bewegungsfreiheit mehr. Briten müssten ein Schengen-Visum beantragen. Das dauert nicht nur, es kostet auch Geld. 60 Euro wären dann für ein dreimonatiges Visum fällig.

Folgen für Österreicher

Doch nicht nur für die Briten könnte ein ungeregelter Brexit unagenehm werden. Auch EU-Bürger stünden dann vor neuen Herausforderungen.

Fluggastrechte: Zwar hat das Vereinigte Königreich angekündigt, die EU- Fluggastrechte weiterhin zu wahren (genauso die Passagierrechte von Bahn-, Bus- und Schiffsreisenden). Passagiere hätten damit wie gewohnt Ansprüche bei Verspätung oder Annullierung. "Auf der sicheren Seite ist man jedoch, wenn man eine Airline bucht, die ihren Sitz in der EU hat", so Pronebner.

Anreise mit Auto: Die britischen Behörden haben angekündigt, dass sich für Besitzer eines EU-Führerscheins auch nach dem Austritt nichts ändern wird. Das Mitführen eines internationalen Führerscheins ist nicht notwendig. "War die Mitnahme der Grünen Versicherungskarte bisher nur eine Empfehlung, wird sie künftig jedoch zum Muss", informierte die Juristin. Außerdem sollten Autoreisende die Bedingungen ihrer Versicherung prüfen, ob diese Schäden im Gebiet des Vereinigten Königreichs abdeckt.

Reisen mit Haustieren: Im Falle eines harten Brexits verliert der EU-Heimtierausweis vermutlich seine Gültigkeit und es könnten zusätzliche veterinärmedizinische Dokumente notwendig sein.

Krankenversicherung: Die Europäische Krankenversicherungskarte (EKVK) wird von den gesetzlichen Krankenkassen kostenlos zur Verfügung gestellt und ist meist auf der Rückseite der e-Card zu finden. Im Falle eines harten Brexits würde die EKVK jedoch ihre Gültigkeit verlieren. Dann empfiehlt es sich, eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen.

Roaming: Nach dem Brexit könnten für Reisende, die ihr österreichisches Mobiltelefon im Vereinigten Königreich nutzen, wieder Roaming-Gebühren anfallen.

Zoll: Bei einem "No deal"-Szenario ist die Einführung von Zollkontrollen wahrscheinlich. Dann muss am Flughafen der "grüne" Ausgang durch die Zollkontrolle gewählt werden. Außerdem dürfen Flugreisende aus Großbritannien nur mehr Waren im Wert von 430 Euro (mit anderen Verkehrsmitteln 300 Euro, für Jugendliche unter 15 Jahren 150 Euro) nach Österreich einführen bzw. unterliegen Waren wie Tabak und Alkoholika strengeren Beschränkungen.