Die nach schlechten Geschäftszahlen unter Druck stehende Restaurantkette Vapiano schließt auch Standortschließungen nicht aus. "Es wird auch Schließungen geben, wenn wir sehen, dass die gewünschte Profitabilität nicht erreicht ist", sagt Vorstandschef Cornelius Everke.

Sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen war das Kölner Unternehmen 2018 laut den vorläufigen Kennziffern unter den eigenen Zielen geblieben.Der Aktienkurs ist seit dem Börsengang im Jahr 2017 um rund 75 Prozent abgestürzt. Ende 2018 musste der damalige Vorstandschef Jochen Halfman seinen Posten räumen. "Wir fokussieren uns auf unseren Kernmarkt Europa", so der seit  Dezember amtierende Vorstandschef Everke, der das börsennotierte Unternehmen mit einer Neuausrichtung wieder in die Spur bringen will. Die Investitionen sollen den Angaben zufolge von den bisher geplanten 70 Millionen Euro unter die Marke von 40 Millionen Euro sinken. Zwar solle es auch 2019 eine zweistellige Zahl von Neueröffnungen vor allem in Deutschland, Frankreich und Österreich geben, aber nicht im ursprünglich avisierten Umfang von 40 Standorten. Auch Klagenfurt steht als möglicher neuer Standort zur Diskussion.

Schlangestehen

Was läuft schief beim einstigen Star der deutschen Gastronomie-Szene? Kern des Vapiano-Konzepts ist ein besonderes Modell der Selbstbedienung. Die Kunden bestellen ihr Essen direkt bei den Köchen. Dadurch können sie ihnen beim Kochen von Pasta Carbonara oder Risotto Al Funghi auf die Finger schauen und individuelle Wünsche äußern. So weit, so gut. Aber dabei tun sie vor allem eins: Warten. Sie stehen an, während die Köche andere Kunden bedienen. Das Erlebnis Schlangestehen gehört hier quasi zum Konzept. Ist das Essen fertig, bringen die Kunden es sich selbst zum Platz. Und wer nach dem Essen noch ein Dessert oder einen Kaffee möchte, muss sich dafür erneut an der Theke anstellen.

Für manchen Kunden ist das mittlerweile nervig. Vom gemütlichen Restaurantbesuch ist das Vapiano-Erlebnis manchmal weit weg. Trotz Selbstbedienung fallen die Preise zudem kaum kleiner aus als beim Italiener um die Ecke. 

Der Vapiano-Chef kritisierte Fehler der Vergangenheit: "Wir haben uns verzettelt in unserer schnellen Expansion." Das Tempo sei zu hoch gewesen. "Wenn wir es verlangsamen, hilft das der Profitabilität." Allein im vergangenen Jahr wuchs das Filialnetz um 32 Restaurants auf 231 Standorte in 33 Ländern. Derzeit führt der Vorstand den Angaben zufolge Gespräche mit den finanzierenden Banken. "Im März soll die langfristige Finanzierung stehen", so Everke.