In der Bekleidungsbranche bekommt die Massenware von der Stange möglicherweise verstärkt Konkurrenz: Dank Digitalisierung und veränderter Kundenbedürfnisse könnten sowohl die individuelle Anfertigung auf Kundenwunsch als auch die Textilproduktion in Europa in den kommenden Jahren eine zumindest partielle Renaissance erleben, sagen Fachleute.

Das hätte nicht nur für die Kunden Vorteile, sondern auch für die Bilanzen der Hersteller - und die Umwelt. "Es könnte wesentlich weniger Ausschussware produziert werden", sagt Christian Kaiser, Professor für Textiltechnologie an der deutschen Hochschule Albstadt-Sigmaringen. "Die Umweltbelastung würde stark reduziert." Moderne digitale Fertigungsmethoden erlauben eine rasante Beschleunigung der Produktionszyklen.

Maß nehmen mit Bodyscanner

Heute schon wäre es technisch machbar, den Kunden im Geschäft per Bodyscanner die Maße abzunehmen und die Daten an die Fabrik zu übermitteln. Jacke, Kleid oder Hose könnten dann innerhalb kürzester Zeit produziert werden. Und die schnelle Reaktion auf Kundenwünsche könnte nach Kaisers Einschätzung dazu führen, dass künftig wieder mehr Bekleidung in Europa hergestellt wird. Denn wenn die Textilfabrik in Bangladesch steht, dauert die Auslieferung länger.

Die Individualisierung sei "ein großes Zukunftsthema", sagt auch Hortense Carlier, Produktmanagerin bei North Face, einem US-Hersteller von Outdoorbekleidung. Für den von immer stärker werdender Online-Konkurrenz bedrängten Einzelhandel bedeutet die Individualisierung einen Hoffnungsschimmer. "Das Thema Customising (kundenspezifische Anpassungen, Anm.) ist ein absoluter Megatrend", sagt Andreas Rudolf, Geschäftsführer der Sporthandelskette Sport 2000.