Raus aus dem Öl, lautet das Motto des Umweltministeriums: Seit dem Vorjahr werden private Haushalte und Unternehmen gefördert, wenn sie ihre Ölheizung gegen ein umweltfreundlicheres System tauschen. Doch nicht die Ölheizung sei das Problem, sondern das fossile Öl als Brennstoff, sagt Jürgen Roth, Obmann des Energiehandels und Vizepräsident der Wirtschaftskammer. „Wir bekennen uns zu den Pariser Klimazielen und zur österreichischen Klima- und Energiestrategie“, schickt Roth voraus. Aber die bestehenden Ölheizungen wolle er sich nicht schlechtreden lassen. Würde man sie alle umrüsten, würde das 20 Milliarden Euro kosten.

Als „einen Mosaikstein in Richtung grüne Zukunft“ bringt Roth nun synthetischen Brennstoff ins Spiel, genannt HVO. Es steht für „Hydrotreated Vegetable Oil“, wird aus erneuerbarer Energie, Altfetten und Abfällen gewonnen und ist CO2-neutral. Bis jetzt wurde HVO nur Fahrzeugtreibstoffen, vor allem Diesel, beigemischt und in der Luftfahrt getestet.

Quer durch Österreich sei ein Testbetrieb in Ölheizungen im Gang, darunter in Roths privatem Heim: „Es sieht aus wie Wasser, hat keine ölige Konsistenz und läuft einwandfrei“, sagt er.

Die weltweite Produktion von HVO liegt aktuell bei fünf Millionen Tonnen, es gibt zwei Hersteller, darunter der finnische Konzern Neste (5000 Mitarbeiter, 15 Milliarden Euro Umsatz), ein Erzeuger von Kraftstoffen aus erneuerbaren Rohstoffen. Der aktuelle Preis ist mit 50 Prozent über jenem von fossilem Heizöl nicht sehr verbraucherfreundlich. Doch sei es Ziel, Förderungen zu bekommen und eine eigene Produktion in Österreich aufzubauen, so Roth. Bis 2025 soll die Einführung gelingen.

Keine gute Idee, sagt die Konkurrenz

Die mehr als 600.000 Ölheizungen bundesweit (120.000 in der Steiermark und 60.000 in Kärnten) verbrauchen 800.000 Tonnen Brennstoff im Jahr. Prämisse sei nach wie vor, alte gegen modernere Kessel zu tauschen, doch das sei günstiger, als eine ganz neue Heizung anzuschaffen, betont Roth – der damit naturgemäß in Konkurrenz zu anderen Systemen auf dem Markt tritt. So lässt der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) kein gutes Haar am HVO und gibt Haushalten den genau gegenteiligen Rat: „Eine Verwendung des synthetischen Öls wäre nur in neuen, effizienten Kesseln sinnvoll. Da ist es besser, gleich auf günstigere erneuerbare Energie umzusteigen.“ Die Herstellung von HVO ist außerdem laut EEÖ teurer als regenerative Wärmetechnologien und benötige so viel Grünstrom, dass er an anderer Stelle fehlen würde.

Die Österreichische Energieagentur (EA) hingegen schätzt das Potenzial von HVO durchaus hoch ein: „Der Ausstieg aus dem fossilen Öl ist beschlossen. HVO bietet aber die Möglichkeit, die marktüblichen Heizölbrennersysteme für ein klimafreundliches Heizen weiterzuverwenden“, sagt Geschäftsführer Peter Traupmann.